VfL Halle 96 Trainer verhilft mit Lottogewinn zum Kunstrasenplatz
VON GOTTFRIED SCHALOW, 06.11.12, 22:45h, aktualisiert 07.11.12, 11:17h
Dirk Triepel (Mitte) mit den Nachwuchskickern Vassili (li.) und Dawson auf dem Kunstrasenplatz des VfL 96 (FOTO: SCHULZ)
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HALLE (SAALE)/MZ. Es gehört mittlerweile zum Alltagsgeschäft, dass es an fast allen mühsam zusammenfinanzierten Anlagen eine große Sponsorenwand gibt. Darauf sind Gönner und Freunde verewigt, die mit einem kleinen oder größeren Geldbetrag oder mit Sachspenden ihren Teil zum Gelingen beigetragen haben. Eine solche Sponsorenwand ist auch neben dem Kunstrasenplatz beim Fußball-Verein VfL Halle 96, der vor ziemlich genau einem Vierteljahr eingeweiht wurde. Unscheinbar, irgendwo in der Mitte findet sich da auch eine kleine Tafel mit dem Namen Dirk Triepel. Nichts weiter, kein Hinweis darauf, welchen Anteil Dirk Triepel an diesem Kunstrasenplatz wirklich hat. Nachwuchscoach Triepel ist mit dieser Anonymität ganz zufrieden.
Bislang wussten nur Insider, warum Dirk Triepel genannt ist. Aber auch beim VfL 96 ist es nicht anders als im berühmten Dorf, irgendwann lässt sich eine fast unglaubliche Geschichte darum nicht mehr verheimlichen. Dirk Triepel hat den ausstehenden fünfstelligen Restbetrag für den Kunstrasenplatz beglichen - mit einem Lottogewinn. Für den VfL 96 ist es, wenn man so will, ein Geschenk des Himmels. "Für mich ist das ganz normal. An diesem Verein hängt mein Herz, mein Leben. Dem würde ich auch mein letztes Hemd geben", so Dirk Triepel.
Was war passiert? Im Sommer hatte Dirk Triepel Geburtstag. Post bekam er von Verwandten, die mittlerweile weit weg von Halle wohnen. Neben der Glückwunschkarte lag im Brief noch ein Zehn-Euro-Schein. "Ich hatte zunächst mal keine Ahnung, was ich mit dem Geld anstellen soll. Irgendwann bin ich an einer Lotto-Annahmestelle vorbeigelaufen, bin hinein und habe aus einer Eingebung heraus ein paar Zahlen angekreuzt", erzählt Triepel. Kein Plan, kein System dahinter. Nur eine einzige Zahl hatte er sich genau überlegt, die 31, den Tag seines Geburtstages. Diese 31 brachte das große Glück. Ein Fünfer mit Zusatzzahl. 54 000 Euro war das wert.
"Dirk Triepel war schon immer die gute Seele des Vereins. Er hat Fußbälle und Trainingsanzüge für die Kinder gekauft, die Kinder nach dem Training nach Hause gefahren. Wenn wir ihn nicht hätten, uns würde es noch an vielem eigentlich Selbstverständlichem fehlen", sagt Volkmar Knoll, der Vize-Präsident des VfL 96.
Was aber dann Mitte September passierte, grenzt fast an ein Märchen. Dirk Triepel bezahlte mit einem Teil seines Lottogewinns einfach mal so den Rest für den Kunstrasenplatz. Wie viel das genau war, wollen weder Dirk Triepel selbst noch das VfL-Präsidium sagen. Als sicher gilt jedoch, dass es sich dabei um eine Summe zwischen 10 000 und 20 000 Euro handelte. "Auf jeden Fall haben wir es damit geschafft, dass unser Kunstrasenplatz bis auf den letzten Cent bezahlt ist", bestätigt Volkmar Knoll. Einfach so hat Dirk Triepel das Geld dafür gegeben, ohne auch nur einen Gedanken an eine spätere Rückzahlung zu verschwenden. Im Gegenteil, er ärgert sich: "Das ist doch nur eine relativ kleine Summe. Eine Gewinnklasse höher hätte es 890 000 Euro gegeben. Dann hätte ich dem Verein eine richtige Turnhalle hinstellen lassen."
So ist es der Kunstrasenplatz geworden, auf dem Dirk Triepel schon fast sein zweites Zuhause hat. Fast alle Nachwuchsmannschaften sind in den letzten beiden Jahrzehnten durch die Hände des jetzt 58-Jährigen gegangen. Vassili Schlottig und Dawson Böhme sind seine beiden zur Zeit größten Talente. Zwei Jungs, die das Zeug haben, vielleicht einmal Fußballgeschichte in Halle zu schreiben.
Das hat dann auch etwas mit dem Kunstrasenplatz, dem Jahrhundertbauwerk des VfL Halle 96, zu tun. Fast zwei Dutzend Nachwuchsfußballer tummeln sich darauf Tag für Tag gemeinsam mit der ersten Männermannschaft.
Das ehrgeizige Projekt Kunstrasenplatz hatte den VfL 96 bis an die Grenzen des Machbaren geführt. Der Platz wurde immer teurer, statt der geplanten 390 000 Euro standen dann 460 000 Euro auf der Schlussrechnung. 20 Prozent davon musste der Verein aus eigenen Mitteln erwirtschaften. Trotz Spendenaktionen blieb immer noch eine erkleckliche Restsumme offen. So lange, bis Dirk Triebel die Eingebung hatte, in eine Lotto-Annahmestelle zu gehen und das große Los zu ziehen.
"Wir sind unendlich dankbar", sagt Volkmar Knoll. Und weiter: "Auf unserer Mitgliederversammlung im Dezember werden wir uns überlegen, wie wir auf ganz spezielle Art Danke sagen."
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