2. Runde: Bad Kösen - Halle 96 0:3
Es hätte soooo schön sein können.
Der zu erwartende Stau auf der A9 ließ mich aus Richtung Leipzig kommend die landschaftlich schöne Strecke durch den Burgenlandkreis fahren, vorbei an Weinbergen und im Schlängelkurs über ein und das selbe Bahngleis ging es zielsicher und zügig nach Bad Kösen. Mein Dank gilt der Firma Navigon für diese herrliche Einstimmung in den Pokalspieltag.
Kurz vor Anpfiff stellte ich meinen PKW gegenüber der örtlichen Kurklinik ins Halteverbot und konnte noch eine der heißbegehrten Eintrittskarten für freundliche 3,- Euro erstehen.
In der Anton-Zinner-Sportstätte (der erwartete holprige Kreisoberliga-Sportplatz mit angrenzendem Vereinsheim) tummelte sich ein äußert aufgeschlossenes und stets freundliches Publikum. Auch die Mannschaft von Blau-Weiß lief ohne einen Trikotsponsor, dafür aber mit einem Statement gegen Gewalt und Intolleranz auf der Brust auf. Nicht selbstverständlich in der "Provinz" - das habe ich bei Spielen gegen unterklassige Gegner sowohl auf dem Platz, als auch in den Köpfen der Zuschauer schon ganz anders erlebt.
Abgerundet wurde des "Stadion-Erlebnis" in der Kurstadt durch eine leckere Bratwurst und den Verzicht auf Schlagerbeschallung, in Ermangelung einer Lautsprecheranlage.
Was nun fehlte war nur eine solide, couragierte Leistung der Sechsundneunziger und ein frühes Tor.
Pustekuchen. Der VfL kam recht behäbig und einfallslos daher. Sollte man den Gastgeber etwa unterschätzen? Gefühlte 80% Ballbesitz und 15 Ecken können teils durch sinnloses klein-klein-gespiele, teils durch Pech und teils durch Unvermögen nicht in Tore umgemünzt werden. Halle 96 macht das Spiel, ohne dabei den Gegner müde zu spielen oder in den entscheidenden Situationen das Tempo anzuziehen. Die wenigen Abschlüsse aufs Tor wurden vom Bad Kösener Schlußmann großartig entschärft.
Das 0:0 zur Pause war demzufolge durchaus verdient, obwohl der Gastgeber nicht einmal gefährlich vors Tor kam.
Das sich der VfL mit seiner pomadigen und halbherzigen Spielweise das Leben nur selbst schwer macht setzte sich in der zweiten Hälfte fort. Das mit zunehmender Spieldauer beim Stande von 0:0 auch die eigene Verunsicherung steigt ist so sicher wie das Ahmen in Schulpforte.
Die Stammzuschauer der "USP", die den Luxus einer überdachten Sitzbank auf der Gegengeraden mit dahinter angeschlagenem "Ultras Schulpforte" Schriftzug geniessen dürfen, waren heute übrigens nicht anwesend, die benachbarte Klosterschule hatte Tag der offenen Tür.
Der VfL ist weiterhin bemüht nach vorne zu spielen, ohne dabei allerdings einen Gang höher zu schalten und Bad Kösen tut was sie können: Verteidigen, klären, Ball nach vorne schlagen, auf das Glück des Underdog hoffen.
Als ein Stürmer der Kurstädter mit einem langen Ball in Szene gesetzt wird und der aus dem VfL-Tor herrauseilende Ignorek mit einer Glanztat den Ball im 1:1 unter sich begräbt währe es auch fast soweit gekommen.
Der VfL versucht über Spielerwechsel zurück auf die Erfolgsspur zu kommen: Ivan Makhno macht sein Pflichtspieldebüt für Melvin Gohlke, Eduardo kommt für den enttäuschenden Fijad Mehanovic ins Spiel und der gelb-rot gefährdete Brodkorb verlässt den Platz für Smirnov.
All das noch vor der 75. Minute, in dieser uns Eduardo mit einem Abstaubertor erlöst.
Noch ganze 15 Minuten vor dem ersehnten Abpfiff ist die Sorge, dass der VfL durch diesen Spielverlauf die knappe Führung nicht über die Zeit retten kann durchaus berechtigt.
Keine zehn Minuten später gibt es nach einem Foul an Eduardo die berechtigte gelb-rote Karte für die Gastgeber. Tom Renner wollte allerdings die Schiedrichterentscheidung nicht abwarten und entschloß sich zur Selbstjustiz an dem Übeltäter - die logische Konsequenz: glatt Rot für ihn.
Zu allem Überfluss konnte Eddi nach dieser Situation nicht weiterspielen, der VfL durch das bereits erschöpfte Wechselkontingent also nur noch mit 8 Feldspielern auf dem Platz.
Die neugewonnenen Räume auf dem Spielfeld konnte Bury kurz vor Spielende zur Entscheidung gegen die nochmal alles nach vorn werfenden Gastgeber nutzen.
Das 0:3 durch Ivan Makhno in der 90. Minute kann man schon als übertrieben einschätzen, zumal es meinen vor Spielbeginn prophezeiten 0:2 Auswärtssieg in eine - in dieser Höhe absolut unverdiente - Deklassierung des Kreisoberligisten steigerte. Denn die haben sich tatsächlich wacker geschlagen und ihre Möglichkeiten voll ausgeschöpft, was man von unseren Jungs leider nicht behaupten kann.
In diesem Sinne:
Viel Glück, Bad Kösen - Gute Besserung, Edi -
und VfL: nächste Woche ma e bissl mehr Ballett... aber fangt bloß nich an zu tanzen.