Narretei auf dem Kunstrasen
VON GOTTFRIED SCHALOW, 11.11.12, 22:53h, aktualisiert 11.11.12, 22:57h
HALLE (SAALE)/MZ. Der Plan war genial. Der VfL Halle 96 legte die Punktspiel-Premiere auf seinem Kunstrasenplatz ausgerechnet auf den Karnevalsbeginn am 11. 11.. Nach dem Dauerregen der letzten Woche sollte der Hauptplatz für künftige Spiele geschont werden. Das Risiko schien gering gegen Einheit Rudolstadt, eine Mannschaft mit überschaubarer fußballerischer Klasse, die vor dem Spieltag Drittletzter der Tabelle war. Außerdem kennen die VfLer ihren Kunstrasen aus zahlreichen Trainingseinheiten.
Ein eigentlich genialer Plan, der sich am Ende allerdings als große Narretei herausstellte. Rudolstadt gewann 2:0, der VfL rutschte nach der dritten Niederlage in Serie erstmal ins Mittelfeld der Tabelle ab. "Auf unserem Kunstrasenplatz waren wir nicht oberligatauglich", sagte VfL-Stadionsprecher Andreas Jahnecke nach 90 Minuten, die mehr Aschermittwoch denn 11. 11. waren.
Entscheidung in der Anfangsphase
In kuscheliger Atmosphäre, hautnah am Spielfeldrand mit erstaunlich zahlreicher Kulisse von fast 200 Zuschauern, begann der VfL 96 zunächst mal souverän und sicher, lautstark dirigiert vom Kapitän Stefan Karau, der trotz empfindlicher Herbstkühle kampfeslustig im kurzärmligen Trikot spielte. Doch diese vermeintliche Herrlichkeit reichte nur für ganze zwölf Minuten, dann schlug Rudolstadt erstmals mit Marcel Schulz zu. Nach 20 Minuten sogar das 0:2 durch Stefan Staskewitsch.
Damit war das Spiel eigentlich schon entschieden, weil die kernigen Jungs aus dem Thüringer Wald danach fast jedes Kopfball-Duell gewannen und auch in jedem Zweikampf einen Tick schneller und vor allem kräftiger am Ball waren.
Für die zweite Halbzeit blieb so nur die zarte Hoffnung auf einen schnellen Anschlusstreffer. Chancen waren auch gleich in den ersten zehn Minuten da, wurden jedoch von Patrick Selle, Georg Ströhl und Sebastian Markowitz liegengelassen. So konnte sich Rudolstadt hinten mit teilweise fast acht Spielern einigeln. Und beim VfL 96 hatte man das Gefühl, das Spiel könne noch bis zum Einbruch der Dunkelheit so weitergehen, ohne dass ein Tor fällt. Auch der letzte Versuch mit Stefan Karau als Mittelstürmer brachte nichts mehr. Konnte auch nichts bringen, weil dem VfL 96 zwar in Halbzeit zwei kämpferisch kein Vorwurf zu machen war, die Angriffszüge aber letztlich viel zu einfach zu durchschauen waren.
"Wir wurden mal wieder dafür bestraft, dass wir einen Gegner nicht von Anfang an ernst genommen haben. Erst als praktisch alles gelaufen war, haben wirklich alle angefangen, sich den Arsch aufzureißen", klagte Robin Huth. Mannschaftsleiter Holger Eichelmann äußerte nur noch den frommen Wunsch, das Experiment Kunstrasen ein für alle Mal zu beenden.
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