Sadlo: «Wir geben Vollgas»
von Michael Pietsch
Stefan Karau (Mitte) und Leipzigs Pavel Devaty sind beim Hinspiel (2:2) aneinandergeraten. Der Ex-HFCer Thorsten Görke (li.) schaut zu. (FOTO: ARCHIV/LÖFFLER)
Halle (Saale)/MZ. Momentan schwirrt Mike Sadlo der Kopf. Taktik, Spielsysteme, neueste Forschungsergebnisse zu Übungsformen mit und ohne Ball. Der Trainer des Fußball-Oberligisten 1. FC Lok Leipzig paukt in dieser Woche in der Sportschule Breitenbrunn mitten im Erzgebirge für den B-Schein. "Habe ich den in der Tasche, kann ich den A-Schein machen und eine Regionalliga-Mannschaft führen", sagte Sadlo am Freitag. Um grinsend nachzulegen. "Und die soll in der übernächsten Saison Lok sein. Der Lok-Coach also weitab vom Schuss, weitab von der direkten Vorbereitung auf das letzte Punktspiel am Sonntag, 13.30 Uhr, gegen den VfL Halle 96.
Zwei Jahre am Zoo
Ist der Umstand, dass Sadlo seinen Trainerkollegen im Bruno-Plache-Stadion die Feinarbeit vor dem Saison-Halali überlässt, vielleicht ein Indiz dafür, dass man auf Leipziger Seite das Spiel gegen den Klub vom Zoo, für den er selbst zwischen 1999 und 2001 spielte, nicht ganz so ernst nimmt? Zur Erinnerung: Letzten Sonntag hatte Andreas Petersen, der Coach von Aufsteiger Germania Halberstadt, beim Spiel in Halle sogar ganz gefehlt. Und der VfL 96 gewann durch das Tor von David Reich mit 1:0, machte den großen Schritt zum Klassenerhalt. Mike Sadlo, der Thüringer in sächsischen Diensten, nimmt allerdings jeglichem Ruch von Kungelei die Nahrung. "Wir werden gegen Halle Vollgas geben. Das verlangt schon die sportliche Fairness", betont der 39-Jährige. "Uns hat in den 29 Oberligaspielen auch niemand etwas geschenkt. Außerdem: Von den handelnden Personen, die zu meiner Zeit am Zoo waren, ist kaum noch jemand da. Es ist also ein Spiel wie jedes andere."
Allerdings gibt es einen Umstand, der dies entkräften könnte. Denn mit Thorsten Görke, Benedikt Seipel, Christoph Schulz, Markus Krug, Jens Werner und Raimund Linkert trägt gleich ein halbes Dutzend ehemaliger HFC-Spieler nun das blau-gelbe Lok-Trikot. Und in Duellen zwischen HFC und VfL 96, für den nun zum Beispiel Reich und David Quidzinski spielen, flackerte das Feuer immer auf.
VfL-Trainer Thomas Diedrich bleibt vor dem Auftritt bei der zweitbesten Rückrundenmannschaft gelassen. Er sagt: "Klar ist da Konkurrenz. Aber die meisten Spieler sind auch befreundet." Könnten also doch gewisse "Connections" dem VfL 96 helfen? "Nein", erwidert Diedrich. "Lok hat zuletzt in Erfurt klar verloren, will sich mit einer ordentlichen Vorstellung von seinen Fans verabschieden. Aber wir dürfen uns nicht auf andere Mannschaften verlassen, dass sie die Teams hinter uns schlagen. Ich bleibe dabei: Unser Tabellenplatz birgt die Gefahr des Leichtsinns. Erst mit einem Sieg ist für uns alles klar."
Und das wiederum würde sich nicht allein auf die dann sichere Zukunft des VfL 96 in der Oberliga beziehen. Auch Diedrich, der die Mannschaft erst im November 2010 vom entlassenen Torsten Weber übernommen hatte, könnte letztlich aufatmen. Gibt es doch in seinem Vertrag eine Klausel, nach der sich die Laufzeit beim Klassenerhalt automatisch verlängert.
Ungeklärtes Abstiegsproblem
Doch auch nach dem letzten Spieltag wird zunächst offen bleiben, wer absteigt. Der FC Sachsen Leipzig sorgt für dieses Kuriosum. Mitte letzter Woche wurde zwar verkündet, dass sich der Traditionsverein insolvent auflöst. Doch der Klub sucht noch einen Retter. So lag bis Freitag noch keine Abmeldung beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) vor. "Wir stehen mit allen denkbaren Vereinen und Verbänden in Kontakt, haben jedoch noch kein Ergebnis. Wir sind unter Zeitdruck, denn eigentlich soll am 1. Juni das erste Relegationsspiel stattfinden", sagt NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs.
Vom Tisch sind seit Freitag allerdings Pläne, dass RB Leipzig mit der zweiten Mannschaft das Oberliga-Spielrecht des FC Sachsen übernehmen könnte. "Nach konstruktiven und fairen Gesprächen" habe RB diese Möglichkeit verworfen, heißt es in einer Pressemitteilung. Damit deutet alles auf den Zwangsabstieg der Sachsen hin. So hätte der VfL aktuell drei Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz.
Quelle: http://www.mz-web.de
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