VON Michael Pietsch,
Jubel bei Leipzig über den Aufstieg in die Regionalliga. (FOTO: LÖFFLER)
HALLE/MZ. Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff betrat Dietmar Beiersdorfer den Rasen im Stadion am Zoo. Vorsichtig prüfte der ehemalige Bundesligaprofi und Manager des Hamburger SV den grünen Untergrund. "Ich habe schon auf einem schlechteren Platz gespielt", sagte er nach seiner Qualitätskontrolle. Selbst spielt Beiersdorfer zwar längst nicht mehr. Als oberster Fußball-Chef des Getränkeriesen Red Bull fühlt er sich verantwortlich für seinen Klub RasenBallsport Leipzig. Und selbst zu gratulieren zum vorzeitigen Aufstieg in die Regionalliga, das wollte er sich nicht nehmen lassen. Also flog er aus der Salzburger Firmenzentrale von Hauptsponsor Red Bull mal kurz ein. Und war sofort umringt von TV-Kameras und Mikrofonen.
Spätestens als Überraschungsgast Beiersdorfer auch noch HSV-Torwart Frank Rost begrüßte, wurde man das Gefühl nicht mehr los, die Kicker des VfL 96 spielten nur eine Nebenrolle in ihrer Heimstatt. Kaum war ihr Oberliga-Spiel gegen die Elf des RasenBallsport Leipzig vorbei, richtete sich die für hallesche Verhältnisse riesige Medienpräsenz wieder auf die Gästen aus der Messestadt. So mancher Kameramann musste aufpassen, dass er nicht auch etwas von der Bierdusche abbekam. RB feierte, bevor es zum Italiener in die Trattoria Nr.1 in Leipzig ging, mit sächsischem Gerstensaft den Aufstieg in die Regionalliga. Allerdings stand der bereits einen Tag vor dem 2:0 (0:0)-Sieg beim VfL fest.
Dabei verdienten sich am Sonntag die VfL-Amateure durchaus den Respekt der RB-Profis. Zwar hatte Trainer Torsten Weber die Weisung herausgegeben, 80 Prozent der Bemühungen auf das Tore-Verhindern zu legen. Doch vom Catenaccio italienischer Prägung waren die Hallenser weit entfernt. In der ersten Halbzeit hielten sie die Begegnung offen. Tobias Cramer (2. Minute) und Stefan Maruhn (33.) hatten sogar gute Chancen zur Führung. Allerdings musste auch Torwart Rene Hartleib bei einem Schlenzer von Patrick Bick auf der Hut sein (32.). Bei einem Heber des Ex-Osnabrückers Nico Frommer an die Latte des VfL-Tores stand ihm das Glück zur Seite (41.).
Nach der Pause drehten die Gäste etwas auf. "Wir sind noch nicht im Urlaub", meinte RB-Trainer Tino Vogel, der mehr Tempo forderte. Als Hartleib eine Flanke von Lars Müller unterlief, köpfte Thomas Kläsener ein (0:1 / 50.). Sechs Minuten später pfiff der Referee einen Zupfer von VfL-Verteidiger Tobias Weber gegen den Ex-Cottbuser Timo Rost - Elfmeter. Den verwandelte Müller zum 0:2, wobei Hartleib noch mit den Fingerspitzen am Ball war. "Der Elfer-Pfiff war der Promi-Bonus", kommentierte Halles Trainer Torsten Weber die Entscheidung des Schiris.
Zurück zur Prominenz: Beiersdorfer und Rost mussten eine Frage immer wieder beantworten: Steht der Ex-Nationaltorhüter, dessen Karriere in Leipzig begann, vielleicht schon in der Regionalliga-Elf von RB? "Mit Sicherheit nicht", bügelte Rost jegliche Spekulationen ab. "Ich habe nur die Familie und einige Freunde besucht." Dietmar Beiersdorfer wiegelte ebenso ab: "Ich habe mit Frank in Bremen zusammen gespielt, in Hamburg mit ihm gearbeitet. Und als er vom Europa-League-Spiel aus Fulham zurück war, habe ich ihn eingeladen." Um dann schmunzelnd nachzuschieben: "Über die Zukunft haben wir noch nicht gesprochen."
Für RB ist die fest vorgeplant - und jeder konnte es, ganz im Stil des Sponsors, auf den T-Shirts der Spieler lesen: "Flugplan: Oberliga abgehakt - Regionalliga - 3. Liga - 2. Bundesliga - Bundesliga."
Quelle: http://www.mz-web.de
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