10.10.12 (MZ) - Der Weckrufer

Die Pressemitteilungen der aktuellen Saison und vergangener Jahre.

10.10.12 (MZ) - Der Weckrufer

Beitragvon momo » Mi 10. Okt 2012, 14:12

Fußball Der Weckrufer

VON JULIUS LUKAS, 09.10.12, 21:59h, aktualisiert 09.10.12, 22:45h



Lars Holtmann feuert seine Spieler oft lautstark an. (FOTO: SCHULZ)
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HALLE (SAALE)/MZ. An einem Herbsttag Ende Oktober 2010 machte sich Lars Holtmann mit seinem Fahrrad auf dem Weg in Halles Norden. Die Sonne war bereits untergegangen, als er gegenüber dem Zoo in die Geschwister-Scholl-Straße einbog. Der damals 27-Jährige hatte gerade an der Uni Halle mit seinem Masterstudium begonnen. In seiner Freizeit wollte der Osnabrücker als Trainer beim VfL Halle 96 anfangen. "Doch unser Lars ist mit seinem Rad am Vereinsgelände vorbei gefahren", erinnert sich Thilo Knade, der sportliche Leiter des VfL. "Er war auf dem Weg zum Fußballplatz von Rotation Halle. Ich habe ihn gerade so noch von der Straße aufgegabelt."


Holtmann und Knade unterhielten sich anschließend. Dem sportlichen Leiter imponierten sofort die Gedanken und Ziele des jungen Studenten. Eine Woche später war Holtmann Trainer der zweiten Mannschaft des VfL Halle.


Heftige Antrittsrede


Wenn Thilo Knade über Lars Holtmann spricht, beginnt er Sätze oft mit "Unser Lars". Der Osnabrücker hat sich in nur zwei Jahren beim VfL Halle unverzichtbar gemacht. Wer sich im Verein umhört, bekommt selten kritische Töne zu Ohren. Holtmann ist der sportliche Dreh- und Angelpunkt der 96er geworden. Schon allein deswegen, weil mittlerweile die drei wichtigsten Mannschaften auf sein Kommando hören: Die A-Junioren betreute er bereits parallel zur Zweiten. Vor einem Jahr kam dann noch das erste Herren-Team dazu.


Nachdem die Oberliga-Truppe der 96er in der vergangene Saison nach sieben Spielen mit nur zwei Punkten da stand, musste Trainer Thomas Diedrich gehen. Am 5. Oktober, vor fast genau einem Jahr, übernahm Lars Holtmann. Und seine erste Ansprache fiel heftig aus.


Stephan Neigenfink kann sich noch heute daran erinnern: "Er ließ es richtig krachen und machte uns klar, in welche Richtung es künftig gehen soll." Mit dem Eierschaukeln sei es nun vorbei, prophezeite Holtmann vor versammelter Mannschaft und kündigte zudem an: "Ab jetzt werden auch im Training Schienbeinschoner getragen."


Es war ein Weckruf. Nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für den Verein.


Mit seinem Amtsantritt führte Holtmann einige Neuerungen ein. So unterstützen mittlerweile drei Praktikanten den sportlichen Bereich des Vereins und ein bis zwei Mal pro Woche üben Erste, Zweite und A-Junioren zusammen. Und Holtmann krempelte auch das Training um. "Die Fitness war bei manchen nicht so gut", sagt der heute 29-Jährige. "Außerdem sollen die Spieler für das Geld, was sie hier bekommen, auch etwas leisten." Er setzt auf Methoden, die er in seinem Sportstudium in Köln kennen gelernt hat. Mit seiner Mannschaft macht er sogenannte HIT-Einheiten. "Das sind hochintensiven Trainingsblöcke die kurz, aber sehr belastend sind." Sein Ziel sei es, dass die Spieler am Abend kaputt ins Bett fallen würden. "Das erreicht man so recht gut."


Für Holtmann zählt aber vor allem der Einsatz. "Man kann viel theoretisieren und Trainingspläne schreiben, wenn man sich für den Erfolg nicht den Arsch aufreißt, dann wird es nichts", meint der Trainer, für den es lange Zeit beim VfL auch nicht gut lief. Seine Mannschaft stieg vergangene Saison nur deshalb nicht aus der Oberliga ab, weil sich zwei Vereine zuvor zurückgezogen hatten.


"Letztes Jahr war die Mannschaft schlecht zusammengestellt", analysiert Holtmann die Situation von damals. "Viele Spieler hatten noch Verträge bekommen, die eher für Unruhe gesorgt haben." Einige von ihnen mussten deswegen zur Winterpause oder nach der Saison gehen. "Wir haben in Absprache mit Lars geschaut, wer uns langfristig hilft", erklärt Thilo Knade.


Heute trägt das Früchte. Der VfL Halle spielt derzeit so gut, wie lange nicht mehr und steht in der Liga auf Platz vier. Zudem scheinen die 96er als Mannschaft gefestigt: "Die Motivation ist wieder da", sagt Holtmann und auch seine Spieler sprechen häufig solche Sätze aus.


Holtmanns Zukunft ist ungewiss


In den zwei Jahren in Halle hat Lars Holtmann aber nicht nur beim VfL Halle einiges bewegt. Auch sein Masterstudium hat er fast beendet. "Es fehlt nur noch die Abschlussarbeit", sagt der 29-Jährige und schiebt gleich hinterher: "Aber bis zum Saisonende dauert das noch, mir fehlt da die Motivation."


Ob er dann mit seinem Fahrrad wieder davon radelt, verrät er nicht. Thilo Knade will zumindest versuchen, ihn daran zu hindern. "Ich würde das Fahrrad einschließen und Straßensperren aufstellen", sagt der sportliche Leiter des VfL. "Auf unseren Lars können wir zurzeit nicht verzichten."


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Wo kämen wir hin, wenn alle nur sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge, um zu sehen wohin wir kämen, wenn wir gingen. Kurt Marti
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