Fußball VfL 96 stürzt den Spitzenreiter
VON JAN SCHUMANN, 02.09.12, 22:13h, aktualisiert 02.09.12, 22:25h
Halle gegen Dresden
Gegen Dynamo Dresden war VfL-Stürmer Georg Ströhl nur unfair zu halten. Er bereitete das goldene Tor vor. (FOTO: WORBSER)
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HALLE (SAALE)/MZ. Vor dem Topspiel gegen den Tabellenführer hatte Lars Holtmann die Situation noch in den schwärzesten Farben gemalt. Ein volles Lazarett, eine uneingespielte Viererkette und mit der U 23 von Dynamo Dresden ein Gegner mit dem breiten Kreuz von sieben Toren aus zwei Spielen.
Es klang tatsächlich besorgniserregend. Und doch waren es unbegründete Ängste: Völlig verdient schlug der VfL Halle den Oberliga-Spitzenreiter am Sonntag im Stadion am Zoo mit 1:0 und kletterte nach dem dritten Spieltag auf den zweiten Tabellenplatz. Und das alles, obwohl den 96ern mit Kapitän Stefan Karau und Sören Barabasch die halbe Abwehrreihe fehlte und mit Stephan Schammer ein Außenverteidiger auflief, der unter der Woche noch an einer schmerzhaften Kapselverletzung laboriert hatte.
Doch gegen den Spitzenreiter aus Dresden ließ Holtmanns Not-Innenverteidigung mit Sebastian Markowitz und Patrick Selle 90 Minuten lang überhaupt nichts anbrennen und bescherte VfL-Keeper Christian Bienko einen unerwartet ereignisarmen Fußballnachmittag. "Unsere Defensivarbeit war heute ganz stark. Letzte Woche hatten wir noch Glück, aber den Sieg heute haben wir uns absolut verdient", sagte Holtmann.
Dem stimmte auch sein Dresdner Trainerkollege Björn Krügel zu. Anders als von den Hallensern befürchtet, stand Dynamos U 23 keine Verstärkung aus dem Profikader zur Verfügung. "Wir wussten, was uns in Halle erwartet. Der VfL spielt robust und kompakt. So kam unsere Technik im Offensivspiel überhaupt nicht zur Entfaltung", sagte Krügel.
Stattdessen störten die 96er früh, gewannen mehr Zweikämpfe und nahmen von Beginn an das Zepter in die Hand. Vor rund 200 Zuschauern im eigenen Stadion demonstrierte der VfL ein gepflegtes Angriffsspiel, das immer wieder über die agilen Rückkehrer Georg Ströhl und Tobias Cramer lief. Die Durchschlagskraft des Sturmduos hat sich auch bereits bis nach Dresden rumgesprochen, "aber vor allem Ströhl haben wir heute überhaupt nicht in den Griff bekommen. Der hat uns permanent beschäftigt", monierte der Trainer der Dynamo-Amateure.
So hätten die Hallenser schon in der ersten Halbzeit in Führung gehen müssen, als einmal Ströhl und einmal Braun frei vor Dynamo-Torwart Axel Mittag auftauchten und im Eins-gegen-Eins Nerven zeigten. Weitere Schüsse von Stephan Neigenfink und Ricky Wittke verfehlten nur knapp den Dresdner Kasten. Kurz vor der Halbzeit dann die einzige Schrecksekunde für VfL-Keeper Bienko, als Dresdens Tomas Dapkus mit seinem Flachschuss nur den Pfosten traf.
Nach der Pause dominierte der VfL weiter, erarbeitete sich Chancen und wurde belohnt. Natürlich durch sein stürmendes Duo: In der 58. Minute legte Ströhl nach feiner Einzelleistung auf Cramer ab, der mit einem Flachschuss von der Strafraumkante zum 1:0 für die Hausherren traf. "Ein Schuss, ein Tor. Ich habe zurzeit einfach einen glücklichen Fuß", kommentierte Cramer, der schon in der Vorwoche gegen Piesteritz getroffen hatte. Den unrühmlichen Schlusspunkt der Partie setzte Dresdens Oliver Merkel, der den eingewechselten 96er Mathias Allert kurz vor dem Ende der Partie an der Mittellinie gefrustet von hinten weggrätschte und dafür zurecht von Schiedsrichter Jan Schröder vom Platz gestellt wurde.
Mit sieben Punkten aus drei Spielen ist dem VfL Halle damit ein fast perfekter Start in die Oberliga-Saison gelungen. Nach dem vergangenen Seuchenjahr ist nun Tabellenplatz zwei der Lohn. "Wir spielen anders als im letztes Jahr", sagte 96-Stürmer Steve Braun nach dem Spiel. "Wir wollen uns nicht mehr dem Gegner anpassen, sondern selbst das Spiel diktieren, so wie heute."
Dies geht vor allem über zwei spielstarke Stürmer wie Cramer und Ströhl. Und offenbar sogar dann, wenn Lazarett die Personalsituation eigentlich besorgniserregend ist.
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