FußballOhne Angst vor großen Namen
VON JULIUS LUKAS, 12.08.12, 22:21h, aktualisiert 12.08.12, 22:26h
Steve Braun
Lufthoheit: Steve Braun setzt sich im Kopfballduell gegen Markranstädts Patrick Kunig durch. (FOTO: ECKEHARD SCHULZ)
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HALLE (SAALE)/MZ. Die Köpfe der Spieler vom SSV Markranstädt hingen nach unten. Als der Schiedsrichter die Partie am Sonntag gegen den VfL Halle 96 abpfiff, jubelten nur die Gastgeber. 1:1 trennten sich die beiden Oberligisten vor 250 Zuschauern im Stadion am Zoo. Für das Ensemble aus dem Leipziger Vorort war das zu wenig. Obwohl Markranstädt gerade erst aus der Landesliga aufgestiegen ist, gilt das Team von Jürgen Raab als Meisterschaftskandidat.
Das liegt nicht zuletzt am Trainer selber, der als Assistent von Jörg Berger und Hans Meyer bereits Erstligaerfahrung in der Türkei und Deutschland gesammelt hat. Aber auch seine Spieler kennen die oberen Spielklassen weit besser als die 96er. Die Innenverteidigung des SSV hat mit Michael Lerchl und Thomas Kläsener über 80 Einsätze in der zweiten Bundesliga absolviert. Kläsener spielte für Schalke 04 sogar 32 Mal in Liga eins.
Ihre Erfahrung half den Markranstädtern jedoch allenfalls in der Anfangsphase der Partie, als der VfL Halle sichtlich verunsichert war. "Das ist ein super guter Gegner gewesen, das steckte schon in den Köpfen drin", sagte Trainer Lars Holtmann nach dem Spiel. Seine Mannschaft probierte zu Beginn, wenig falsch zu machen und machte dadurch auch nur wenig richtig. Die Pässe kamen kaum an, in der Verteidigung standen die 96er zu weit von ihren Gegenspielern weg und konnten sich in Zweikämpfen nur selten durchsetzen. Besonders gut war die Nervosität der 96er an Schlussmann Christian Bienko zu erkennen, der sich in den ersten Minuten nicht aus seinem Tor heraustraute. Markranstädt kam so früh zu Torchancen.
"Ich habe lange nicht gespielt und war deswegen ein bisschen verunsichert", sagte Bienko dann auch nach dem Abpfiff. Dem 22-Jährigen wurde erst kurz vor der Partie vom Trainerteam gesagt, dass er zum Auftakt zwischen den Pfosten stehen würde. In den Vorbereitungsspielen hatte Bienko sich mit Manuel Kurt Kienitz laut Lars Holtmann ein "Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, bei dem es keine großen Unterschiede zwischen den beiden gab". Entscheidend war für den Trainer deswegen die Erfahrung: "Chris hat schon ein paar mehr Spiele gemacht und deswegen das Vertrauen bekommen."
Manuel Kurt Kienitz machte sich aufgrund der knappen Entscheidung aber weiterhin Mut. "Das Duell ist die ganze Saison offen", sagte der 20-Jährige, der am Sonntag bei seinem Konkurrenten nur wenige Fehler entdeckte. "Chris hat eine solide Leistung gebracht", sagte der Ersatztorwart, und auch Lars Holtmann bewertete seine Nummer eins bis auf Kleinigkeiten positiv. "Die Abschläge waren eine Katastrophe, aber nachdem er seine Nervosität abgelegt hatte, war er schon sehr gut."
Wie der Schlussmann spielte auch seine Mannschaft umso stärker und kämpferischer, je mehr sie den Respekt vor den großen Namen aus Markranstädt verlor. Allerdings scheiterten die Angriffe der Zoo-Elf immer wieder an Ungenauigkeiten und fehlendem Durchsetzungsvermögen in den Zweikämpfen.
Nicht viel besser agierte allerdings der Gegner des VfL. Die Versuche des SSV Markranstädt, mit hohen Bällen die hallesche Defensive auszuhebeln, scheiterten ein ums andere Mal. Hinzu kamen acht Abseitsstellungen und eine erschreckende Harmlosigkeit vor dem Tor. "Markranstädt hatte ich fußballerisch eigentlich stärker eingeschätzt", stellte VfL-Trainer Lars Holtmann fest.
Da spielerische Lösungen fehlten, entschieden Standardsituationen die Partie. Kurz nach der Halbzeit konnte die VfL-Defensive den Ball nach einer Ecke nicht aus den Strafraum klären. Ex-Bundesligist Thomas Kläsener kam zum Schuss und schob in der 47. Minute unhaltbar ein. Der Gegentreffer war für den VfL Halle allerdings eine Initialzündung. "Nach dem Tor mussten wir ja kommen und dann haben wir auch gemerkt, dass es geht", sagte Lars Holtmann, dessen Mannschaft sich plötzlich Chancen erspielte. In der 50. Minute stand Georg Ströhl nach einem langen Pass von Stephan Neigenfink frei vor dem Markranstädter Tor. Kurz bevor er schießen konnte, holte ihn ein Verteidiger noch von den Beinen. Ein Pfiff blieb aber aus. Auf den musste der VfL noch knapp 30 Minuten warten. Nach einem Freistoß von Tobias Cramer wurde Robin Huth im Strafraum zu Boden gezogen. Den Elfmeter verwandelte Cramer in der 80. Minute zum verdienten Ausgleich und gleichzeitig zu einem für Lars Holtmann "ganz, ganz wichtigen Punkt".
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