28.08.11 (MZ) - Euphorie ums Minimalziel

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28.08.11 (MZ) - Euphorie ums Minimalziel

Beitragvon Carlos » So 28. Aug 2011, 22:46

Euphorie ums Minimalziel

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Benito Baez Ayala (vorn), rechter Flügelflitzer des VfL, kommt an seinem Gegenspieler nicht vorbei. (FOTO: STEFAN RÖHRIG)

Halle (Saale)/MZ. Sofort nach Spielschluss hat Thomas Diedrich seine Rechnung aufgemacht. "Wir haben in der Tabelle immerhin zwei Plätze gewonnen", sagt der Trainer des VfL Halle 96. Soviel ist seiner Meinung nach der erste Saisonpunkt, dieses 0:0 gegen die Zweite von Rot-Weiß Erfurt, wert. Allein: Diedrich liegt nicht so ganz richtig. Nach vier Spieltagen der Fußball-Oberliga ist der VfL nun Drittletzter, also nur einen Rang besser als in der Vorwoche.

Doch genau jener Anflug von Übermut beim Übungsleiter, auch wenn er sich selbst dabei in die Irre führt, zeigt eines: es herrschte ein wenig Euphorie. Die liegt zwar sowieso in der Natur dieses Trainers, der gern Positives herausstreicht. Aber diesmal darf er es auch. Erfurt war mit drei Siegen in Serie als ein Top-Team und Aufstiegskandidat angereist. "Wir haben zu Null gespielt, weil wir in der Defensive fast keine Fehler gemacht haben", sagt Diedrich als er die angenehmen Dinge hervorheben soll, die ihm aufgefallen sind. Und: "Wir haben gepunktet." Seine vorrangigen Ziele, seine Vorgaben an die Spieler, sieht er erfüllt. Da ist jeder Trainer zufrieden.

David Reich, der sich in den 90 Minuten links in der Offensive aufgerieben hat, vermeidet den Blick auf die Tabelle. Dafür haben der Zähler und der Platz für ihn zu wenig Nährwert. Ihm ist anderes wichtiger. Die psychologische Komponente dieses Teilerfolgs: "Das ist erst einmal wichtig für das Selbstvertrauen", sagt er und verdeutlicht damit, dass die Mannschaft nach den drei Pleiten zuvor schon weiche Knie hatte.

Und genauso startet der VfL auch in die Partie: zittrig. Als in den ersten Minuten der Ball mehrmals durch den eigenen Strafraum fliegt, sind die Innenverteidiger Christian Sund und Stefan Karau nicht wirklich im Bilde. Doch die Hallenser fangen sich langsam. Die Erfurter kontrollieren zwar zunächst das Geschehen, doch Lücken finden sie nicht mehr. Das liegt am ungenauen Passspiel, aber vor allem daran, dass sie sich in der engmaschigen VfL-Defensive verheddern. "Wir haben fast nichts zugelassen", sagt David Reich später. Und das gilt für jene Phase bis zur 78. Minute.

Weil die Basis gelegt ist, werden die 96er offensiver. Plötzlich gibt es Chancen. Reich legt per Brust auf David Quidzinski auf. Der verzieht knapp (27.). Ricky Wittke köpft eine Flanke von Patrick Selle vorbei (34.). Georg Ströhl schießt Erfurts Torwart den Ball in die Arme. Und als in der 44. Minute ein grandioses Tohuwabohu im Strafraum der Gäste herrscht und ein strammer Schuss von Karau unterwegs in Richtung linker Dreiangel ist, bekommt ein tapferer Erfurter noch seinen Kopf dazwischen und klärt.

In Halbzeit zwei herrscht zunächst Chancen-Notstand. Die 134 zahlenden Zuschauer im Stadion am Zoo langweilen sich zusehends - bis Ströhl eine feine Flanke von Reich knapp verpasst (55.). Doch das Zwingende fehlt. Erfurt wacht noch einmal auf, hat drei Gelegenheiten in drei Minuten (78.- 80. Minute). Rene Hartleib im VfL-Kasten behält den Überblick. Und weil sich nach einer Ecke in der Schlussminute erneut niemand findet, der das letzte Durcheinander in der Erfurter Defensive bestraft, fällt eben kein Tor. "Schade, dass es kein Dreier geworden ist", meint Trainer Diedrich dann doch.

Für ihren Kampf hätten sich die VfL-Spieler zweifellos zwei Zähler mehr verdient. Allerdings eines zeigt diese Partie deutlich: Der Mannschaft fehlt ein Spiellenker, ein Kreativer, ein präziser Passgeber. "Wir sind schon immer eine Mannschaft, die mit weiten Bällen operiert", sagt Reich.

Vielleicht hätten neue Spieler neue Impulse gebracht, um die sich abzeichnende Null-Nummer noch zu ändern. Aber Diedrich entscheidet sich erst in der 81. Minute zu tauschen. Dann aber gleich dreifach. Maximilian Heyse, Stephan Neigenfink und Steve Braun kommen für Benito Baez, David Quidzinski und Ricky Wittke.

Genauso hatte Diedrich auch schon am ersten Spieltag gehandelt. Warum so spät? Seine Erklärung ist ebenfalls identisch mit der des Saisonauftakts: "Wechsel sind doch keine Garantie, dass es besser wird", sagt der Trainer. Auch diese Aussage zeigt: Heute ist er mit dem Minimalziel zufrieden gewesen.

Das Resultat erscheint in diesem Moment geplant. Und wohl deshalb hat Diedrich seine hochgerechnete Tabelle so schnell parat - die dann falsch ist. Reich rechnet unterdessen schon weiter: "In Piesteritz holen wir unseren ersten Dreier. Jetzt geht die Saison für uns richtig los."


Quelle: http://www.mz-web.de
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