VfL-Junioren verlieren Titel
von Karl Ebert
Abteilungsleiter Thilo Knade (FOTO: Löffler)
Halle (Saale)/MZ. "Vor Gericht und auf hoher See..." So beginnt ein altes Sprichwort, mit dem die Menschen ihr hilfloses Ausgeliefertsein beschreiben wollen. Die A-Jugend-Fußballer des VfL Halle 96 könnten sich daran erinnert haben, als sie das jüngste Urteil des Verbandsgerichts des Fußball-Landesverbandes (FSA) erfuhren. Unter dem Zeitdruck, bis heute Mittag den Teilnehmer an der Aufstiegs-Relegation der A-Junioren zur Regionalliga melden zu müssen, fällte es ein Urteil, dessen Rechtsgrundlage mehr als fragwürdig ist.
Die Richter um Karl-Edo Fecht erklärten die A-Junioren von Grün-Weiß Piesteritz in zweiter Instanz zum Landesmeister, obwohl bei deren entscheidendem 3:2-Sieg beim VfL 96 ein Spieler eingesetzt wurde, der wegen fünf Gelber Karten eigentlich hätte pausieren müssen. Die Grün-Weißen argumentierten, dass die erste Gelbe Karte aus der Partie gegen Preussen Magdeburg stammte. Weil die Elbestädter ihre Mannschaft danach aus dem Spielbetrieb zurückgezogen hätten, sei auch die Karte nicht zu zählen.
Das ist aber laut Spielordnung schlichtweg falsch. Alle Satzungen, egal ob vom Deutschen Fußball-Bund, vom Nordostdeutschen Fußball-Verband und vom FSA, legen eindeutig fest: "Verwarnungen aus abgebrochenen beziehungsweise einer nachträglichen Wertung zugeführten Pflichtspielen sind persönliche Strafen und bleiben in Bezug auf ihre Rechtsfolgen erhalten." Das bedeutet, der Spieler hat unberechtigt mitgewirkt, der Piesteritzer Sieg hätte eine Niederlage werden müssen und der VfL wäre Landesmeister gewesen.
Das Jugendsportgericht, welches den Fall in erster Instanz verhandelte, entschied genau so. Piesteritz ging in Berufung und das Verbandsgericht kippte das erste Urteil. Das Gremium berief sich dabei auf den Paragraphen 23.6 der Spielordnung des FSA. Der regelt aber nur, wie mit den absolvierten Spielen zu verfahren ist, wenn ein Verein sein Team in der Saison abmeldet. Der Begriff Gelbe Karte kommt darin nicht einmal vor.
Der VfL erkannte diesen Lapsus und legte gegen diese Begründung Beschwerde ein, "weil wir keine Rechtsgrundlage für dieses Urteil sahen", wie Abteilungsleiter Thilo Knade sagte. Erfolglos. Die Richter korrigierten ihr Urteil am Mittwoch nicht. Und Fecht mauerte auf Nachfrage der MZ: "Ich sage nichts. Die Entscheidung ist gefallen. Das Schriftstück geht erst am Donnerstag raus."
Beim Landesverband herrscht Fassungslosigkeit. Einhelliger Tenor dort: Das Urteil des Jugendsportgerichts hätte bestehen bleiben müssen. Offiziell äußern wollte sich am Mittwoch aber niemand. Auf besonderen Ärger stößt, dass es nicht das erste fragwürdige Urteil des Verbandsgerichts war. So sprach das Gremium um Fecht im September 2010 dem Verbandsligisten Union Sandersdorf den Sieg gegen Piesteritz zu, obwohl Union einen falschen Spieler im Protokoll eingetragen hatte. Begründung: Man muss die Ehrenamtler schützen. Und: Es pfiff im Sommer 2009 auch den Stadtverband Halle zurück, als dieser Trainer Benno Pullert wegen Bestechung ausschließen wollte.
Quelle: http://www.mz-web.de
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