30. 05. 11 (MZ) - Bescherung zum Kindertag?
Verfasst: Mo 30. Mai 2011, 08:22
Oberliga
Bescherung zum Kindertag?
VON GOTTFRIED SCHALOW, 29.05.11, 21:44h, aktualisiert 29.05.11, 21:48h
Enttäuschte Gesichter
Martin Wehlert, Robin Huth, Nico Stein und Jannick Hempowicz (v. l.) blicken enttäuscht. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)
LEIPZIG/MZ. Am Mittwoch ist Kindertag. Das klingt nach Glück, Geschenken und Frohsinn. Für die Fußball-Oberliga hat dieser Tag im Jahre 2011 jedoch eine völlig andere Bedeutung. Da ist auch jede Menge Ärger zu erwarten. Ein heilloses, im Moment kaum entwirrbares Durcheinander im Abstiegskrimi ist daran Schuld. Der VfL 96 und Borea Dresden sind die Betroffenen. Schuld an der ganzen Misere ist jedoch der insolvente Verein FC Sachsen Leipzig. Angeblich will der sich zum 1. Juni auflösen. Geschieht dies, wäre der VfL gerettet.
Thomas Diedrich ist das zu viel Konjunktiv. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir noch zwei Relegationsspiele bestreiten müssen. Also werden wir in den nächsten Tagen wieder auf den Trainingsplatz gehen, statt in Urlaub zu fahren", sagte der völlig geschaffte Trainer des VfL Halle 96 am Ende eines verrückten Spiels beim 1. FC Lok Leipzig.
In allerletzter Sekunde hatte Robin Huth mit einem Glücksschuss aus 20 Metern noch zum 2:2 getroffen. Erwachsene Männer gebärdeten sich danach auf dem Rasen wie zum vorgezogenen Kindertag. Die Rettung schien nahe. So lange, bis ein paar Minuten später die Endergebnisse von den anderen Plätzen eintrudelten. Plötzlich stand blankes Entsetzen in den Gesichtern der Spieler und Trainer. Alles war gegen den VfL 96 gelaufen. Jena, Gotha, Chemnitz gewannen. Borea bekommt wohl die Punkte nach dem Spielabbruch in Zwickau. Halle steht in der Abschlusstabelle auf Platz 14 und muss in eben diese Relegationsspiele. Der Gegner wäre Tennis Borussia Berlin. Georg Ströhl suchte krampfhaft nach Worten: "Das kann doch alles nicht wahr sein. Wir haben zu keiner Sekunde gewusst, wie es auf den anderen Plätzen steht. Ich war tausendprozentig davon überzeugt, dass wir mit Abstieg und Relegation nichts zu tun haben."
Ströhl wird also am Montag Dienst tun müssen auf dem Trainingsplatz im Stadion am Zoo, Trainer Diedrich wird sich bis dahin mit Sicherheit schon ein paar Videos von Tennis Borussia besorgt haben. Doch ob die jemals gebraucht werden, weiß zur Stunde kein Mensch.
Und das liegt eben am FC Sachsen. Dort wurde zwar mehrmals verkündet, dass die Mannschaft den Spielbetrieb einstellt. Nur: Eine schriftliche Abmeldung gab es bis Sonntagabend weder beim Sächsischen noch beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV). Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks soll Sachsen Leipzigs Insolvenzverwalter Heiko Kratz erklärt haben, dass eine Abmeldung aus juristischen Gründen frühestens zum 1. Juni möglich ist. Das Problem dabei: An eben jenem 1. Juni sollte bereits das erste Relegationsspiel über die Bühne gehen.
"So lange wir nichts schwarz auf weiß in den Händen haben, müssen wir weiter mit dem FC Sachsen in der Oberliga planen", hatte NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs erklärt. Liegt bis zum 14. Juni eine Abmeldung des FC Sachsen vor, dann ist die Mannschaft Absteiger. Erfolgt die Abmeldung danach, ist es sogar denkbar, dass die Oberliga die Saison 2011 / 12 mit einer Mannschaft weniger spielt.
Um der Verrücktheit die Krone aufzusetzen, ist sogar folgendes denkbar: Der VfL 96 tritt am 1. Juni zur Relegation an, ein paar Stunden danach gibt es das offizielle Aus aus der Sachsen-Leipzig-Zentrale und die Relegation müsste noch einmal von vorn beginnen. Wahrscheinlich ist dann Borea Dresden, Tabellen-15. und eigentlich abgestiegen, in der Verlosung.
"Es bringt im Moment nichts, über Mögliches und Unmögliches nachzudenken", sagt Thomas Diedrich. Was bleibt ihm auch weiter übrig. Dafür hatte Torschütze Robin Huth noch Wesentliches zu sagen: "Es kann nicht sein, dass nach dem letzten Spieltag keiner weiß, woran er ist. Dafür gibt es schließlich einen Verband und Statuten, in denen alle denkbaren Abstiegsregelungen drinstehen müssen."
Quelle: http://www.mz-web.de
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Bescherung zum Kindertag?
VON GOTTFRIED SCHALOW, 29.05.11, 21:44h, aktualisiert 29.05.11, 21:48h
Enttäuschte Gesichter
Martin Wehlert, Robin Huth, Nico Stein und Jannick Hempowicz (v. l.) blicken enttäuscht. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)
LEIPZIG/MZ. Am Mittwoch ist Kindertag. Das klingt nach Glück, Geschenken und Frohsinn. Für die Fußball-Oberliga hat dieser Tag im Jahre 2011 jedoch eine völlig andere Bedeutung. Da ist auch jede Menge Ärger zu erwarten. Ein heilloses, im Moment kaum entwirrbares Durcheinander im Abstiegskrimi ist daran Schuld. Der VfL 96 und Borea Dresden sind die Betroffenen. Schuld an der ganzen Misere ist jedoch der insolvente Verein FC Sachsen Leipzig. Angeblich will der sich zum 1. Juni auflösen. Geschieht dies, wäre der VfL gerettet.
Thomas Diedrich ist das zu viel Konjunktiv. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir noch zwei Relegationsspiele bestreiten müssen. Also werden wir in den nächsten Tagen wieder auf den Trainingsplatz gehen, statt in Urlaub zu fahren", sagte der völlig geschaffte Trainer des VfL Halle 96 am Ende eines verrückten Spiels beim 1. FC Lok Leipzig.
In allerletzter Sekunde hatte Robin Huth mit einem Glücksschuss aus 20 Metern noch zum 2:2 getroffen. Erwachsene Männer gebärdeten sich danach auf dem Rasen wie zum vorgezogenen Kindertag. Die Rettung schien nahe. So lange, bis ein paar Minuten später die Endergebnisse von den anderen Plätzen eintrudelten. Plötzlich stand blankes Entsetzen in den Gesichtern der Spieler und Trainer. Alles war gegen den VfL 96 gelaufen. Jena, Gotha, Chemnitz gewannen. Borea bekommt wohl die Punkte nach dem Spielabbruch in Zwickau. Halle steht in der Abschlusstabelle auf Platz 14 und muss in eben diese Relegationsspiele. Der Gegner wäre Tennis Borussia Berlin. Georg Ströhl suchte krampfhaft nach Worten: "Das kann doch alles nicht wahr sein. Wir haben zu keiner Sekunde gewusst, wie es auf den anderen Plätzen steht. Ich war tausendprozentig davon überzeugt, dass wir mit Abstieg und Relegation nichts zu tun haben."
Ströhl wird also am Montag Dienst tun müssen auf dem Trainingsplatz im Stadion am Zoo, Trainer Diedrich wird sich bis dahin mit Sicherheit schon ein paar Videos von Tennis Borussia besorgt haben. Doch ob die jemals gebraucht werden, weiß zur Stunde kein Mensch.
Und das liegt eben am FC Sachsen. Dort wurde zwar mehrmals verkündet, dass die Mannschaft den Spielbetrieb einstellt. Nur: Eine schriftliche Abmeldung gab es bis Sonntagabend weder beim Sächsischen noch beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV). Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks soll Sachsen Leipzigs Insolvenzverwalter Heiko Kratz erklärt haben, dass eine Abmeldung aus juristischen Gründen frühestens zum 1. Juni möglich ist. Das Problem dabei: An eben jenem 1. Juni sollte bereits das erste Relegationsspiel über die Bühne gehen.
"So lange wir nichts schwarz auf weiß in den Händen haben, müssen wir weiter mit dem FC Sachsen in der Oberliga planen", hatte NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs erklärt. Liegt bis zum 14. Juni eine Abmeldung des FC Sachsen vor, dann ist die Mannschaft Absteiger. Erfolgt die Abmeldung danach, ist es sogar denkbar, dass die Oberliga die Saison 2011 / 12 mit einer Mannschaft weniger spielt.
Um der Verrücktheit die Krone aufzusetzen, ist sogar folgendes denkbar: Der VfL 96 tritt am 1. Juni zur Relegation an, ein paar Stunden danach gibt es das offizielle Aus aus der Sachsen-Leipzig-Zentrale und die Relegation müsste noch einmal von vorn beginnen. Wahrscheinlich ist dann Borea Dresden, Tabellen-15. und eigentlich abgestiegen, in der Verlosung.
"Es bringt im Moment nichts, über Mögliches und Unmögliches nachzudenken", sagt Thomas Diedrich. Was bleibt ihm auch weiter übrig. Dafür hatte Torschütze Robin Huth noch Wesentliches zu sagen: "Es kann nicht sein, dass nach dem letzten Spieltag keiner weiß, woran er ist. Dafür gibt es schließlich einen Verband und Statuten, in denen alle denkbaren Abstiegsregelungen drinstehen müssen."
Quelle: http://www.mz-web.de
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