Die totale Verwirrung
Letztes Spiel gegen FC Sachsen: Schwerstarbeit für Stefan Karau (Mitte) und Torwart René Hartleib.
Halle (Saale)/MZ. Es war alles angerichtet für den Rückkehrer. Martin Wehlert ist zurück von seinem Studienaufenthalt in den USA und ab sofort wieder willens, für den VfL 96 gegen den Ball zu treten. Fußball und die Vereinigten Staaten, das passt halt immer noch nicht so recht zusammen. Und der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler kommt ja auch gerade zum rechten Zeitpunkt zurück. "Ich bin heiß auf Fußball, ich kann's noch", sagt Wehlert - und konnte auch Trainer Thomas Diedrich auf Anhieb überzeugen. Gegen den bereits feststehenden Regionalliga-Aufsteiger Germania Halberstadt wird Wehlert am Sonntag (Beginn: 13.30 Uhr) im letzten Saison-Heimspiel des VfL zumindest auf der Bank sitzen.
So willkommen und wertvoll Wehlert auch für den Saison-Endspurt ist, der Rückkehrer war während der letzten beiden Trainingstage im Stadion am Zoo trotzdem nur eine Randperson. Denn es gab - verständlicherweise - eigentlich nur ein Gesprächsthema. Das endgültige Aus des FC Sachsen Leipzig und die dadurch fast komplett unübersichtlich gewordene Situation im Abstiegskampf. "Das kann eigentlich nicht sein. Zwei Runden vor Schluss weiß nun niemand mehr, woran er eigentlich ist. Wir wissen ja nicht einmal, welcher Platz am Ende reicht, um die Klasse zu halten", sagt Präsidiumsmitglied Andreas Jahnecke verärgert. Wir können uns nur selbst helfen." Gegen Halberstadt und am letzten Spieltag beim 1. FC Lok Leipzig.
Stichtag ist der 14. Juni
Denn tatsächlich kann auch der für den Spielbetrieb in der Oberliga zuständige Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) im Moment nicht mit Klarheit im Abstiegskampf dienen. Es kann sogar bis zum 14. Juni dauern, bis das letzte Wort gesprochen ist. An jenem Tag legt das NOFV-Präsidium die Staffeleinteilung für die Oberliga-Saison 2011 / 12 fest. "Liegt bis zu diesem Stichtag eine offizielle Abmeldung des FC Sachsen Leipzig vor, dann ist die Mannschaft auch Absteiger der Saison 2010 / 11. Geschieht das nicht, dann müssen wir mit dem FC Sachsen auch für die Saison 2011 / 12 planen. Bei einer Abmeldung nach dem 14. Juni spielt die Oberliga mit einer Mannschaft weniger", sagt NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs.
Im Moment erscheint sogar eine dritte, recht abenteuerliche Variante möglich. RB Leipzig übernimmt den Oberliga-Platz des FC Sachsen für seine zweite Mannschaft. Der Antrag dafür müsste beim zuständigen Fußball-Verband in Sachsen eingereicht werden. Fuchs: "Für den NOFV wäre es dann Ermessenssache, ob wir diesem Antrag zustimmen oder nicht." So weit die reine Sachlage, getreu den Satzungen des NOFV.
Halberstadt lässt nicht locker
Tatsächlich also kann sich der VfL 96 auf niemanden verlassen. Die Mannschaft muss die nötigen Punkte selbst holen, um am Ende nicht als Absteiger und Verlierer dazustehen. Auch auf Halberstadt und die vage Hoffnung, dass es der Meister nicht mehr ganz ernst nehmen könnte, sollte der VfL lieber nicht bauen. "Wir sind jetzt 27 Spielen ohne Niederlage. Die Serie wollen wir noch weiter ausbauen. Und wir wollen vor allem nicht in der Verdacht der Wettbewerbsverzerrung kommen", sagt Trainer Andreas Petersen.
Petersen wird am Sonntag den Platz auf der Bank seinem Assistenten Enrico Gerlach überlassen, und sich stattdessen zwei, drei mögliche neue Spieler für die neue Saison ansehen. Zum Schluss sagt Petersen noch zwei bemerkenswerte Sätze: "Irgendwo halten wir Sachsen-Anhalter ja zusammen. Mit einem Punkt in Halle könnte ich leben." Auch der VfL 96 wäre damit wohl zufrieden. Für USA-Heimkehrer Andreas Wehlert wäre es sogar der perfekte Neustart.
Quelle: http://www.mz-web.de
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