03.04.2011 (MZ) - Kurioses Taktik-Spielchen

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03.04.2011 (MZ) - Kurioses Taktik-Spielchen

Beitragvon Carlos » So 3. Apr 2011, 22:22

Kurioses Taktik-Spielchen

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VfL-Stürmer Georg Ströhl steht mit leeren Händen da. Sein Flugkopfball zum möglichen Ausgleich fand wegen Abseits keine Anerkennung.

Halle (Saale)/MZ. Eine bemerkenswert einfache Rechnung machte am Samstagnachmittag einer der VfL-Knirpse auf der Haupttribüne des Stadions am Zoo auf. Noch bevor der Schiedsrichter das Oberliga-Spiel zwischen dem VfL Halle 96 und dem VfB Auerbach freigab, klärte der blau-rote Nachwuchsspieler seine zwei Kumpel im Unterstufenalter neben sich auf. Er zeigte Richtung Fanblock auf der gegenüberliegenden Seite. Dorthin also, wo die treuesten Anhänger stehen. "Auerbach kann heute gar nicht gewinnen. Die haben nur sechs Fans und einen Hund mit. Wir haben 30 Fans, mindestens." Schmunzeln ringsum. Dass am Ende ein 0:1 (0:0) gegen die Vogtländer zu Buche stand, registrierte der Nachwuchs mit heruntergezogenen Mundwinkeln.

So war es wohl ein Tag der missglückten Rechnungen. Denn im Vergleich zur niedlich-naiven Variante des Nachwuchses verkalkulierte sich VfL-Trainer Thomas Diedrich wesentlich gravierender. Und das mutete nicht ohne Witz an, denn die Taktikspielchen der Gastgeber gegen den Aufstiegsfavoriten waren nun wirklich kurios.

Diedrich hatte sich einen Dreistufen-Plan in punkto Taktik zurechtgezimmert. Um die Chance auf eine Punkteteilung so lange wie möglich wahren zu können, sollte zunächst die Mauermethode herhalten. Im Fußballer-Jargon nannte sich das: 4-5-1: Vier Verteidiger in einer Abwehrkette, davor fünf Mittelfeldspieler und mit Georg Ströhl nur eine einzige Spitze.

Ganz so defensiv, wie es klingt, setzten die VfL-er das System aber gar nicht um. Auf den Außenbahnen stießen Sascha Rode und Patrick Selle immer wieder mit nach vorn. So bekamen die Zuschauer ein schnelles und direktes Kombinationsspiel der Gastgeber zu sehen. Doch zeigte sich dabei auch das Grundproblem des VfL 96: die Abschlussschwäche. "Mithalten allein reicht eben nicht", sagte Steve Braun, einer der Mittelfeldrenner.

Ganz anders dagegen der VfB. Aus einer halben Möglichkeit erzielten die Gäste schon nach 16 Minuten ein Tor. Marcel Schuch nahm einen verunglückten Schuss von Philipp Kötzsch auf und schob zum 1:0 ein. Es sollte am Ende das goldene Tor sein.

Diedrich aber sah sich somit zum Handeln gezwungen, sein Defensiv-Konzept war wertlos. Zwar spielte seine Truppe optisch sogar überlegen, doch von einem Torerfolg war sie stets meilenweit entfernt. Nach der Pause ordnete Diedrich also Taktik-Variante zwei an:

4-2-3-1. Nun umfasste die Abteilung Attacke mit Ströhl, Maruhn, Steve Braun und Jannick Hempowicz bereits vier Spieler. Doch erneut reichte den routinierten Auerbachern ihre allenfalls solide Vorstellung, einen Gegentreffer durch den VfL 96 zu verhindern. Erst verzog Hempowicz (51. Minute), dann traf Selle nicht (63.). Auf der anderen Seite verhinderte VfL-Torwart Rene Hartleib mit einer tollen Reaktion gegen Steffen Vogel das 0:2 (57.).

Die 71. Minute: Es folgte die Taktikvariante 3-1-4-2. Oder anders: Diedrich riskierte in der Schlussphase alles, selbst auf die Gefahr hin, einen weiteren Gegentreffer zu kassieren. Er ließ nur noch drei Verteidiger spielen, brachte mit David Reich und Benito Baez Ayala sowie Stephan Neigenfink zehn Minuten vor Schluss drei weitere Offensivkräfte. "Damit hatten wir eigentlich sechs Angreifer auf dem Feld. Mehr geht nicht", sagte der VfL-Trainer.

Das Risiko schien sich sogar auszuzahlen, als VfB-Torwart Rene Berger einen Rode-Schuss nach vorn abklatschte und Ströhl mit einer Flugeinlage ins Tor köpfte. "Abseits" signalisiert jedoch der Assistent an der Linie.

Der VfL steckt nach der Niederlage gegen den Spitzenreiter weiter auf einem Abstiegsplatz fest. Zahlen spielen deshalb bei Diedrich auch beim Blick in die Zukunft eine wichtige Rolle. So rechnete er vor: "Wir haben noch neun Spiele. Für die sind wir gewappnet. Noch vier Siege, und wir bleiben in der Oberliga."

Nur: Im Fußball ist eben längst nicht alles berechenbar.


Quelle: http://www.mz-web.de
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