17.01.2011 (MZ) - Bespuckt, bepöbelt und geschlagen
Verfasst: Di 18. Jan 2011, 10:57
Hallenturnier in Köthen
Bespuckt, bepöbelt und geschlagen
Mit versteinerten Mienen standen die HFC-Spieler und Betreuer beim Köthener Hallenturnier hinter der Bande. (FOTO: MÖLLERS)
Halle (Saale)/MZ. Es ging hoch her in der Kabine des VfL 96. Zehn Spieler, gespalten in zwei Lager. Eine heiße Diskussion. Eigentlich sollte es wenige Minuten später beim Köthener Hallenfußball-Turnier gegen den Ortsrivalen Hallescher FC gehen. Doch das Team diskutierte. Antreten oder nicht? "Wir haben schließlich abgestimmt", berichtet Kapitän Tobias Weber. "Und wir entschieden, weiter mitzuspielen."
Man darf die Entscheidung als besonnene Reaktion der VfL-Spieler einordnen. Mehr noch: Es war eine Geste des Fairplay, die das Turnier in Köthen am Freitagabend nicht endgültig platzen ließ. Denn ihren Eklat hatte die Veranstaltung zu diesem Zeitpunkt längst. Weil wieder einmal Anhänger des Halleschen FC aus der Rolle gefallen waren. Und das in einer ungeheuerlichen Qualität. Denn im Mittelpunkt der Attacken standen VfL-Spieler und der auf Krücken humpelnde Trainer Thomas Diedrich.
Was war geschehen? Wenige Minuten vor dem Anpfiff führte Tobias Weber seine VfL-er in die Halle. Dazu mussten sie durch den Vorraum, in dem sich auch der Getränke-Ausschank für die Zuschauer befanden. Was zunächst als ganz normaler Weg begann, wurde für den 96-Kapitän und seine Teamkameraden zum Spießrutenlauf. "Erst pöbelten uns einige HFC-Fans böse an. Dann wurde ich am Trikot gezogen und herumgeschubst, unser Trainer sogar angespuckt", erinnert sich Weber.
HFC-Präsident Michael Schädlich reagierte geschockt, als er von den Vorfällen erfuhr, bei denen auch ein VfL-Fan bei einer Rangelei geschlagen wurde. Er entschuldigte sich zuerst bei Spielern und Trainer des VfL. "Das sind nicht unsere Anhänger. Diese Leute haben auch das Recht verwirkt, dass wir uns noch über inhaltliche Dinge mit ihnen auseinandersetzen", sagte Schädlich am Montag. "Diese Randalierer haben sich nach außen aber mit unserem Klub identifiziert. Da gebietet es der Anstand, dass ich mich beim sportlichen Gegner entschuldige."
Auch am Montag im Gespräch mit der MZ war VfL-Trainer Diedrich noch immer entsetzt über die Ereignisse von Köthen. "Es gab zwar keine Randale wie in großen Stadien. Aber ein kleiner Teil von sogenannten Fans hat den Sport wieder einmal beschädigt. Zumal Spieler und Anhänger von HFC und VfL gleichermaßen die Stadt Halle repräsentieren." Während der Partie zwischen den Ortskontrahenten flogen aus dem HFC-Block Bananen auf das Spielfeld. "Die wurden zwar weggekehrt, allerdings machten die Reste den Untergrund schmierig und damit gefährlich", so Diedrich. Mehrere Spieler - sowohl vom HFC als auch vom VfL - rutschten weg. Die 96er Sascha Rohde und Jannick Hempowicz fielen aus. Rohde verletzte sich sogar am Meniskus.
Eines wollte der VfL-Trainer allerdings klarstellen: "Spieler und Trainer des HFC haben sich vorbildlich verhalten und versucht, beruhigend einzuwirken. Die Entschuldigung von HFC-Präsident Michael Schädlich und Manager Ralph Kühne ist angekommen."
Ungeachtet dessen kündigte der beim HFC für die Verhängung von Stadionverboten zuständige Richter Andre Stelzner eine Prüfung der Vorfälle an. Und Schädlich bestätigt: "Wenn wir konkrete Anhaltspunkte finden, werden wir unseren Weg konsequent weitergehen und diese Leute ausschließen."
Doch auch das gewährt eben keine endgültige Sicherheit. In diversen Internetforen beschweren sich längst die echten HFC-Fans darüber, dass Randalierern mit Stadionverbot Einlass gewährt wurde. Sowohl der HFC-Sicherheitsbeauftragte als auch szenekundige Polizeibeamte seien nicht tätig geworden, um diese Leute auszuschließen. "Wir haben zu unserem eigenen Turnier in der Brandbergehalle in Absprache mit Polizei und Stadt einige Anhänger mit Stadionverbot zugelassen. Wir wollen ja auch die Chance zur Bewährung geben", sagt Schädlich. "Diese Regelung galt aber nicht für Köthen, weil wir dort kein Hausrecht hatten." Für den Achtligisten Germania Köthen ist eine Überprüfung von Zuschauern aber schlicht unmöglich, denn vom HFC ausgesprochene Stadionverbote gelten nur für die obersten vier Fußball-Ligen.
Beim Turnierveranstalter in Köthen gibt es inzwischen erste Überlegungen, den HFC nicht mehr einzuladen.
Quelle: http://www.mz-web.de
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Bespuckt, bepöbelt und geschlagen
Mit versteinerten Mienen standen die HFC-Spieler und Betreuer beim Köthener Hallenturnier hinter der Bande. (FOTO: MÖLLERS)
Halle (Saale)/MZ. Es ging hoch her in der Kabine des VfL 96. Zehn Spieler, gespalten in zwei Lager. Eine heiße Diskussion. Eigentlich sollte es wenige Minuten später beim Köthener Hallenfußball-Turnier gegen den Ortsrivalen Hallescher FC gehen. Doch das Team diskutierte. Antreten oder nicht? "Wir haben schließlich abgestimmt", berichtet Kapitän Tobias Weber. "Und wir entschieden, weiter mitzuspielen."
Man darf die Entscheidung als besonnene Reaktion der VfL-Spieler einordnen. Mehr noch: Es war eine Geste des Fairplay, die das Turnier in Köthen am Freitagabend nicht endgültig platzen ließ. Denn ihren Eklat hatte die Veranstaltung zu diesem Zeitpunkt längst. Weil wieder einmal Anhänger des Halleschen FC aus der Rolle gefallen waren. Und das in einer ungeheuerlichen Qualität. Denn im Mittelpunkt der Attacken standen VfL-Spieler und der auf Krücken humpelnde Trainer Thomas Diedrich.
Was war geschehen? Wenige Minuten vor dem Anpfiff führte Tobias Weber seine VfL-er in die Halle. Dazu mussten sie durch den Vorraum, in dem sich auch der Getränke-Ausschank für die Zuschauer befanden. Was zunächst als ganz normaler Weg begann, wurde für den 96-Kapitän und seine Teamkameraden zum Spießrutenlauf. "Erst pöbelten uns einige HFC-Fans böse an. Dann wurde ich am Trikot gezogen und herumgeschubst, unser Trainer sogar angespuckt", erinnert sich Weber.
HFC-Präsident Michael Schädlich reagierte geschockt, als er von den Vorfällen erfuhr, bei denen auch ein VfL-Fan bei einer Rangelei geschlagen wurde. Er entschuldigte sich zuerst bei Spielern und Trainer des VfL. "Das sind nicht unsere Anhänger. Diese Leute haben auch das Recht verwirkt, dass wir uns noch über inhaltliche Dinge mit ihnen auseinandersetzen", sagte Schädlich am Montag. "Diese Randalierer haben sich nach außen aber mit unserem Klub identifiziert. Da gebietet es der Anstand, dass ich mich beim sportlichen Gegner entschuldige."
Auch am Montag im Gespräch mit der MZ war VfL-Trainer Diedrich noch immer entsetzt über die Ereignisse von Köthen. "Es gab zwar keine Randale wie in großen Stadien. Aber ein kleiner Teil von sogenannten Fans hat den Sport wieder einmal beschädigt. Zumal Spieler und Anhänger von HFC und VfL gleichermaßen die Stadt Halle repräsentieren." Während der Partie zwischen den Ortskontrahenten flogen aus dem HFC-Block Bananen auf das Spielfeld. "Die wurden zwar weggekehrt, allerdings machten die Reste den Untergrund schmierig und damit gefährlich", so Diedrich. Mehrere Spieler - sowohl vom HFC als auch vom VfL - rutschten weg. Die 96er Sascha Rohde und Jannick Hempowicz fielen aus. Rohde verletzte sich sogar am Meniskus.
Eines wollte der VfL-Trainer allerdings klarstellen: "Spieler und Trainer des HFC haben sich vorbildlich verhalten und versucht, beruhigend einzuwirken. Die Entschuldigung von HFC-Präsident Michael Schädlich und Manager Ralph Kühne ist angekommen."
Ungeachtet dessen kündigte der beim HFC für die Verhängung von Stadionverboten zuständige Richter Andre Stelzner eine Prüfung der Vorfälle an. Und Schädlich bestätigt: "Wenn wir konkrete Anhaltspunkte finden, werden wir unseren Weg konsequent weitergehen und diese Leute ausschließen."
Doch auch das gewährt eben keine endgültige Sicherheit. In diversen Internetforen beschweren sich längst die echten HFC-Fans darüber, dass Randalierern mit Stadionverbot Einlass gewährt wurde. Sowohl der HFC-Sicherheitsbeauftragte als auch szenekundige Polizeibeamte seien nicht tätig geworden, um diese Leute auszuschließen. "Wir haben zu unserem eigenen Turnier in der Brandbergehalle in Absprache mit Polizei und Stadt einige Anhänger mit Stadionverbot zugelassen. Wir wollen ja auch die Chance zur Bewährung geben", sagt Schädlich. "Diese Regelung galt aber nicht für Köthen, weil wir dort kein Hausrecht hatten." Für den Achtligisten Germania Köthen ist eine Überprüfung von Zuschauern aber schlicht unmöglich, denn vom HFC ausgesprochene Stadionverbote gelten nur für die obersten vier Fußball-Ligen.
Beim Turnierveranstalter in Köthen gibt es inzwischen erste Überlegungen, den HFC nicht mehr einzuladen.
Quelle: http://www.mz-web.de
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