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10.10.10 (MZ) - Der nächste Tiefschlag

BeitragVerfasst: Mo 11. Okt 2010, 08:43
von PerSempreVfL
Der nächste Tiefschlag
von Gottfried Schalow und Christian Kattner

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Die Hallenser Robin Huth (links) und Martin Wehlert (rechts) versuchen, den Sandersdorfer Jörg Marose zu stoppen. (FOTO: KEHRER)

SANDERSDORF/MZ. Und wieder verloren! In der Oberliga bis auf einen Abstiegsplatz durchgereicht, nun auch das bittere Aus im Landespokal: Der VfL Halle 96 muss sich nach dem 0:3 beim Verbandsliga-Tabellenführer Union Sandersdorf endgültig auf einen stürmischen Herbst einrichten. VfL-Trainer Torsten Weber fand eine einfache Erklärung für die Pokal-Pleite in Sandersdorf: "So ein Spiel gewinnt die Mannschaft, die am meisten will. Meine Mannschaft hat aber nicht genug gewollt."

Es ehrt Weber, dass er nicht lange nach Entschuldigungen sucht. Schließlich hätte der Spielverlauf genügend Argumente dafür geliefert, dass die 0:3-Niederlage in dieser Höhe dramatischer klingt, als sie es in Wirklichkeit war. In der siebten Minute hatte der VfL Glück, dass Sandersdorfs Jörg Marose bei seinem Elfmeter über das Tor zielte. Danach gab es ein ausgeglichenes Spiel, auch noch nach der 65. Minute, als Patrick Selle Gelb-Rot sah. In der 70. Minute hätte der VfL sogar in Führung gehen können, doch Nico Stein traf nur die Latte. Auch das erste Gegentor, bei dem Tommy Parthier nach einem Einwurf den Ball irgendwie ins VfL-Tor stocherte, war noch lange nicht der K. o. Der VfL stürmte weiter, vernachlässigte aber immer mehr seine konsequente Abwehrarbeit und wurde prompt zwei Mal ausgekontert. In der 89. Minute und in der Nachspielzeit traf wieder der 21 Jahre alte Tommy Parthier, der in der letzten Saison noch für die zweite Mannschaft vom HFC tätig war. Einen wie Parthier hatte der VfL nicht zu bieten. "Unser Sturm war nur ein laues Lüftchen", musste Torsten Weber einsehen.

Die Baustellen werden immer größer beim VfL Halle 96. Mannschaftskapitän Christian Sund, der wegen einer Verletzung in Sandersdorf nur Zuschauer war, hat erkannt, dass "das Selbstvertrauen langsam schwindet und die Selbstzweifel wachsen. Ist doch klar, wenn du Woche für Woche immer wieder über Niederlagen und neue Tiefschläge nachdenken musst." Sund versichert zwar glaubwürdig, dass das Betriebsklima innerhalb der Mannschaft stimmt. Aber der Ton habe sich verändert. "Wir schreien uns nicht an, wir suchen nicht die Schuld beim anderen. Das nicht. Aber es wird ruhiger, fast ein bisschen ratlos in der Kabine."

Gründe für die Dauerkrise beim VfL 96 gibt es viele. Den älteren Spielern, den 25 Jahre alten Sund eingeschlossen, fehlt es an der Souveränität der vergangenen Saison. Die neuen Spieler sind noch nicht wirklich integriert. Auch, weil David Reich und Benito Baez-Ayala erst sehr spät verpflichtet wurden und die gesamte Saisonvorbereitung ohne sie lief. Im Sturm musste Georg Ströhl nach seiner Verletzungsserie kürzer treten. Dazu ist die Abwehr, das Prunkstück vergangener Tage, löchrig geworden.

Schwächen, die sich auch bis nach Sandersdorf, eine Spielklasse tiefer, herumgesprochen haben. Sund bringt es auf den Punkt: "Wir bekommen hinten zu viele Tore und schießen selbst zu wenig. Wir bekommen zunehmend Angst vor der eigenen Courage." Er hätte auch sagen können: Es klemmt überall.

Was tun in einer solch vertrackten Situation? Was tun, wenn der Druck auf Mannschaft und Spieler immer größer wird? Was tun, wenn zum nächsten Heimspiel am Sonntag der 1. FC Magdeburg mit seiner zweiten Mannschaft kommt, ein Gegner, der selbst ganz unten in der Tabelle festsitzt und nur einen Punkt mehr hat?

"Wir werden so normal wie möglich trainieren. Das tun, was wir in den letzten Wochen auch gemacht haben", sagt Christian Sund. Der Kapitän weiß, dort liegt nicht das Problem. "Nach jeder Trainingseinheit haben wir ein gutes Gefühl. Die haarsträubenden Fehler passieren immer nur am Wochenende, dann, wenn es um etwas geht." Also soll Neues ausprobiert werden. "Abends mal gemeinsam essen gehen, mal eine Runde um den Block ziehen. Damit wir auf andere Gedanken kommen, uns selbst etwas vom Druck nehmen."

VfL gegen Magdeburg, das ist ein Abstiegs-Duell. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison. Kapitän Sund: "Drei Punkte müssen her. Dann sieht die Welt wieder ganz anders aus." Wenn nicht, dann gibt es tatsächlich einen stürmischen Herbst.

Quelle: http://www.mz-web.de
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