Der VfL 96 Halle trifft am Sonnabend im Landespokal auf den Halleschen FC. Die Partie stuft der Verband als Sicherheitsspiel ein. Auch die Organisation des Kartenvorverkaufs ohne Tageskassen am Spieltag war neu für den VfL.
Halle/MZ.
Vor Dieter Kliemke türmen sich zurzeit Unterlagen auf dem Schreibtisch. Hefte, Mappen mit Akkreditierungs- und Sponsorenunterlagen, die DFB-Spielordnung und noch viel mehr Bücher. Davor wieder liegen zahlreiche Pressekarten für das Landespokalderby am Sonnabend gegen den Halleschen FC. Und irgendwo dazwischen steht der Kaffeepott mit dem längst schon kalt gewordenen Getränk.
Das Lachen ist ein wenig gespielt, denn so richtig dazu zumute ist es dem Geschäftsführer des Fußball-Oberligisten VfL Halle 96 derzeit nicht. Die letzten knapp fünf Wochen seit der Auslosung des Achtelfinals im Landespokal, die das Stadtderby zwischen den 96ern und dem HFC brachte, wird der 66-Jährige so schnell nicht wieder vergessen. Schließlich musste er ein Pokalspiel mit erhöhter Sicherheitsstufe organisieren. Und das nur wenige Wochen, nachdem es am Rande des Oberliga-Duells zwischen den 96ern und der Reserve des HFC zu Übergriffen zwischen den Fans außerhalb des Stadions am Zoo gekommen ist.
Telefon klingelt unaufhörlich
„Vom ersten Tag an stand das Telefon nicht still“, erzählt Kliemke. Und obwohl noch keine einzige Absprache stattgefunden hatte, wollten die Anhänger bereits alles wissen. „Spielt ihr im eigenen Stadion? Wann und wo gibt es Karten? Wann beginnt der Vorverkauf? Komme ich dort mit dem Auto ran? Und, und, und. Ich bekomme das alles schon gar nicht mehr zusammen“, so Kliemke. Er nimmt die Brille ab und sagt: „Es waren ereignisreiche Tage, und ich habe so manche Nacht kein Auge zugemacht, bin plötzlich aufgeschreckt und habe überlegt, ob ich wirklich auch nichts vergessen habe.“
Dabei ist der Mann im Fußball der Stadt beileibe kein heuriger Hase. Noch heute arbeitet er neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des VfL 96 auch als ehrenamtlicher Spielausschuss-Vorsitzender des Stadtverbandes. Und auch auf der Liste der aktiven Schiedsrichter steht Kliemke schon seit Jahren. „Trotzdem“, sagte er, „die letzten fünf Wochen brachten auch für mich viel Neuland.“
Spiele mit erhöhter Sicherheits-Relevanz sind für den Verein vom Zoo eigentlich Geschichte, seitdem der 1. FC Lok Leipzig im letzten Jahr in die Regionalliga aufgestiegen ist. „Doch auch das ist mit heute nicht mehr vergleichbar, den obwohl die Sachsen gut 800 Anhänger mitgebracht haben, waren nicht mehr als rund 1 000 Zuschauer im Stadion. Alles kein Problem. Unsere 120 Fans kann ich mit Handschlag begrüßen. Doch dieses Mal…“, sagt Kliemke und zieht die Augenbrauen hoch. „Wir haben 3.400 Karten in den Verkauf gegeben, davon gingen 1.800 an den HFC. Die sind weg. Und für unsere Anhänger gibt es noch ein paar Sitzplatzkarten. Es wird also ganz schön voll.“
Kliemke hofft auf Fußballfest
Doch der Mann hat eine positive Einstellung. „Ich hoffe, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat, und wir ein tolles Fußballfest erleben.“
Zum ganzen Aufwand zählt Kliemke fünf Beratungen zur Organisation und zwei große mit Vertretern beider Vereine, des Verbandes, der Stadt und der Polizei zu Fragen der Sicherheit. Zum Aufwand zählt auch, dass die Anzahl der Ordner von ansonsten vier vereinseigenen und zwei Security-Leuten auf rund 150 aufgestockt werden musste. Auch die Organisation des Kartenvorverkaufs ohne Tageskassen am Spieltag war neu für den VfL. Genau so wie die Zusammenarbeit mit den Sicherheits- und Ordnerkollegen des HFC, die natürlich auch ihren Beitrag leisten müssen. „Die Zusammenarbeit verlief reibungslos “, so Kliemke.
So allmählich weicht auch beim VfL-Geschäftsführer die große Anspannung einer gewissen Vorfreude. „Denn wenn alles ordentlich über die Bühne geht, können wir schon ein wenig stolz auf uns sein“, sagt er.
Und der Schatzmeister hätte ebenfalls Grund zur Freude. Knappe 40.000 Euro bringen die verkauften Tickets. Nach Abzug aller Kosten, unter anderem für Schiedsrichter, Ordner usw., wird bei Pokalspielen geteilt. Bleibt wirklich etwas übrig? Kliemke lächelt, schaut über den Brillenrand - und behält die letzte Antwort für sich.
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