Halle (Saale)/MZ. Um 16.20 Uhr konnte Stefan Karau Mittwochnachmittag seine Schmerzen schlagartig vergessen. Da kam die erlösende Nachricht aus Berlin, dass der VfL 96 Halle endgültig die Klasse gehalten hat und auch in der kommenden Saison in der Oberliga spielt. "Ich stand direkt neben dem Faxgerät. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich einen riesigen Luftsprung gemacht", sagte Karau, der als Andenken vom letzten Saisonspiel am Sonntag beim 1. FC Lok Leipzig noch eine Sprunggelenkverletzung mitgebracht hatte. Karau: "Wir werden jetzt spontan eine Feier organisieren. Das haben wir uns wohl auch verdient."
Mittwochnachmittag, kurz vor 16 Uhr, hatte der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) entschieden, dass der insolvente FC Sachsen Leipzig auch endgültig Absteiger in der zu Ende gegangenen Oberliga-Saison 2010 / 11 ist. Damit waren auch alle hektischen Versuche gescheitert, das Oberliga-Spielrecht für die neue Saison auf einen anderen Leipziger Verein zu übertragen. Damit rückte der VfL 96 in der Abschlusstabelle auf Platz 13 vor. Borea Dresden ist nunmehr 14. und bestreitet am 5. und 12. Juni zwei Relegationsspiele um den letzten freien Platz in der Oberliga gegen Tennis Borussia Berlin.
Die große Unbekannte in allen Rechnungen war bis Mittwoch jedoch der SV Babelsberg 03. Der erhielt erst in allerletzter Sekunde eine Bürgschaft, um überhaupt fristgemäß bis 15.30 Uhr die Lizenzunterlagen für die dritte Liga beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einreichen zu können. Wäre die Rettung in Potsdam-Babelsberg nicht gelungen, hätte der Verein einen Neuanfang in der Oberliga gemacht. Dann wären sogar die beiden Tabellen-14. Direktabsteiger gewesen, die Relegationsspiele hätten sich erübrigt.
"Ich hatte drei schlaflose Nächte. Ich war auf alle schlechten Nachrichten vorbereitet. Jetzt ist mir die Last eines ganzen Gebirges von den Schultern gefallen", sagte VfL-Präsidiumsmitglied Andreas Jahnecke. Und legte kurz vor dem ersten Freudenschrei über die wundersame Rettung noch einmal nach: "Was wir in den letzten drei Tage durchgemacht haben, das wünsche ich niemanden. Es ist hoffentlich das letzte Mal passiert, dass eine Mannschaft nach dem letzten Spieltag nicht weiß, ob sie abgestiegen ist oder die Klasse gehalten hat. Der Verband sollte schleunigst seine Statuten mit allen denkbaren Abstiegsregelungen überarbeiten."
Nur eine halbe Stunde nach dem glücklichen Ausgang der nervenaufreibenden Zusatzschicht begann das VfL-Präsidium am Mittwoch mit seinen Hausaufgaben für die neue Saison. Vizepräsident Volkmar Knoll vermeldete mit Paul Lührs den ersten Neuzugang. Der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler kommt von Romonta Stedten und hat in diesem Spieljahr in der Landesliga sieben Tore erzielt. Dazu gibt es von Knoll noch eine weitere erfreuliche Nachricht: "Ich gehe davon aus, dass alle Stammspieler bei uns bleiben. Selbst bei einem Abstieg wären mindestens 80 Prozent geblieben."
Seit Mittwochnachmittag ist also offiziell Urlaub beim VfL 96 angesagt. Allerdings nur theoretisch. "Ich habe natürlich geplant, dass wir die Relegation spielen müssen. Ich muss also noch zwei Wochen warten, ehe es richtig in die Ferien geht. Aber das ist egal. Im Moment ist einfach nur alles gut", sagte Georg Ströhl und eilte glückstrahlend zur Jubelfeier.