Sieben schwache Minuten
von Michael Pietsch
LUCKENWALDE/MZ. Es dauerte schon einige Zeit, bis Thomas Diedrich gestern Abend den Ärger heruntergeschluckt hatte. Entsprechend schwer fiel es dem Trainer des Fußball-Oberligisten VfL Halle 96 auch in der Pressekonferenz, die 0:3 (0:0)-Niederlage seiner Mannschaft beim FSV Luckenwalde zu erklären. Eine Niederlage, die sich - vor allem in dieser Deutlichkeit - nicht einmal nach 70 Minuten angekündigt hatte.
"Bis das erste Tor fiel, waren wir total gleichwertig", sagte Diedrich. Um dann auf einen Satz zurückzugreifen, der den Schaden zwar nicht beheben konnte, aber zumindest verdeutlichen sollte, dass man nicht chancenlos war. "Das Ergebnis ist eindeutig zu hoch ausgefallen", meinte der VfL-Coach mit hochgezogenen Augenbrauen. In der ersten Halbzeit hatte seine Mannschaft versäumt, selbst vorzulegen. Doch weder Patrick Selle, dessen Schuss abgefälscht wurde, noch David Reich, dessen Versuch der FSV-Torwart in großer Not wegfaustete, brachten Zählbares. Zudem tat sich beim VfL, der im Vergleich zum 0:1 vom letzten Samstag gegen den VfB Auerbach auf fünf Positionen verändert auflief, eine alte Schwäche auf: die Harmlosigkeit bei Standards, also Eckbällen und Freistößen.
Dann die verhängnisvollen sieben Minuten der Entscheidung: Der Luckenwalder US-Boy Javiar Ayala-Hill profitierte von einem Ballverlust der 96er. Seine verunglückte Flanke von rechts senkte sich hinter VfL-Torwart Rene Hartleib ins Gehäuse (73. Minute). "Ich hätte mir ja gewünscht, dass unser Ayala dann auch trifft", sagte Diedrich mit Blick auf die Namensverwandtschaft mit seinem eigenen Mittelfeldspieler Benito Baez-Ayala. Stattdessen bekamen die 96er nur zwei Minuten später durch Tilo Lindner das zweite Gegentor, einen Sonntagsschuss in den Winkel.
"Dann war das Ding eigentlich gegessen", sagte Halles Trainer später. Zwar versuchte seine Elf, das Blatt noch zu wenden, wenigstens einen Punkt zu retten. Aber in der 80. Minute erwischte sie bei einem Konter der Luckenwalder der endgültige K.o.-Schlag durch Benjamin Dowall. Der düpierte per Hackentrick seine Gegenspieler. Da tröstete es wenig, dass Diedrich feststellte: "Alle Gegentore fielen nicht aus dem Spiel heraus, sondern waren individuelle Aktionen. Dieses Ding müssen wir schnell runterschlucken."
Nicht wegzudiskutieren: Diese am Ende deutliche Niederlage im Brandenburgischen ist für die Hallenser beim Kampf um den Klassenerhalt ein Schlag in die Magengrube. Besonders bitter dürfte es Coach Diedrich aufgestoßen sein, dass die Reserve des 1. FC Magdeburg, der direkte Tabellennachbar, mit seinem 1:1 gegen den Dritten Budissa Bautzen nach Punkten aufgeschlossen hat. Zudem haben die Blau-Weißen noch ein Nachholspiel in der Hinterhand.
Pikant: Die FCM-Zweite und der VfL 96 treffen am kommenden Sonntag in Magdeburg direkt aufeinander. Somit steht für Halles Trainer fest: "In Magdeburg müssen wir unseren Relegationsplatz sichern." Was nichts anderes heißt, als mindesten ein Remis zu holen. Diedrich schaute noch weiter voraus und sagte: "In den nächsten fünf Spielen müssen zehn Punkte her." Ein anspruchsvolles Ziel für die Wochen der Wahrheit mit den Partien gegen FCM II, Borea Dresden, Sachsen, Zwickau und Gotha.
Quelle: http://www.mz-web.de
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