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06.03.11 (MZ) - Der VfL vergrault seine Fans

BeitragVerfasst: Mo 7. Mär 2011, 08:56
von PerSempreVfL
Der VfL vergrault seine Fans
von Michael Pietsch

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David Reich (VfL/r.) verliert das Kopfballduell gegen Karl Grohs. (FOTO: LÖFFLER)

Halle (Saale)/MZ. Den wahren Abpfiff erlebten die Spieler des VfL 96 am Sonntag schon nach 77 Minuten. Ein Drittel der gerade einmal 192 Zuschauer packte seine Sachen und verließ enttäuscht das Stadion am Zoo. Hier und da war sogar eine abwertende Handbewegung zu sehen. Eine, die ausdrückt: "Das hier ist gelaufen."

Beim Stand von 0:3 gegen die zweite Mannschaft von Rot-Weiß Erfurt war die Reaktion durchaus nachzuvollziehen. Doch bei diesem Verein fällt sie ins Gewicht. Das ohnehin spärliche Publikum setzt sich zumeist aus den Treusten der Treuen zusammen. Und damit war dieses 0:3 (0:2) gegen die Thüringer weit mehr als eine normale Niederlage. Sie war ein Image-Verlust. Und sportlich ein schwerer Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt. Selbst wenn Erfurt II zu den Spitzenteams der Liga zählt.

Dabei gibt es, das zeigt der Blick auf die Tabelle, für den VfL 96 trotz der Demontage noch keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Selbst wenn er die große Chance ausgelassen hat, die Punkteverluste der unmittelbaren Konkurrenten Dynamo Dresden II, Borea Dresden und FSV Gotha zu nutzen und bis auf zwei Zähler aufzuschließen. Pikant: Noch vor dem Spiel hatte VfL-Präsident Frank Sänger zum wiederholten Mal verkündet: "Ich habe keinen Plan B in der Tasche." Was heißen soll: Wir steigen nicht ab, befassen uns also nicht mit der Verbandsliga.

Nach dem Schlusspfiff wirkte auch Sänger nachdenklich. Und sein Trainer Thomas Diedrich versucht sich in Kampfansagen. "Wir müssen jetzt noch enger zusammenrücken. Wer gedacht hat, nach dem 1:1 zuletzt in Jena gewinnen wir jetzt nur noch, glaubt auch an den Weihnachtsmann." Und als wolle er gleich ein entsprechendes Zeichen setzen, versammelte er seine Spieler noch auf dem Platz, nahe des Mittelkreises zur ersten Manöverkritik.

Während die halleschen Spieler stumm und frustriert dem Coach zuhörten, schlenderte Erfurts Kapitän entspannt Richtung Kabine. "Ich war schon etwas irritiert, wie wenig Gegenwehr Halle geleistet hat", meinte Toni Juraschek. Und erinnerte an Zeiten, als er selbst noch für den HFC und später RB Leipzig spielte: "Hier am Zoo, das war immer ein eklig hartes Stück Arbeit."

Den 96ern das Wollen abzusprechen, wäre allerdings verfehlt. Nico Stein, Benito Baez-Ayala und David Quidzinski ruckten immer wieder an, versuchten System ins Spiel des VfL zu bringen. Doch die Unmenge von Stockfehlern, zunehmende Nervosität, die sich mit gedanklichen Aussetzern abwechselte, verhinderte dies. Ein Freistoß von Stephan Neigenfink (37.), dann ein gefährlich hereingezogener Eckball des gleichen Spielers (40.) und ein Schuss von David Reich (50.) - es war das einzig Erwähnenswerte in den 90 Minuten.

"Klar haben wir nicht die gute Leistung abgerufen wie zuletzt", gestand VfL-Coach Diedrich ein. "Meine Jungs wollten ja. Aber wie das alles heute gelaufen ist, da war nicht viel mehr drin." Diedrich spielte damit auf den Spielverlauf an. Eine Schlafeinlage seiner Elf nach einem Einwurf brachte schon in der fünften Minute durch Marc Langner das 0:1. Thomas Ströhl legte in der 27. Minute mit einem Sonntagsschuss aus 25 Metern das 2:0 für Erfurt nach. Der Ball flog über VfL-Torwart Marius Kansy, der allerdings zu weit vor dem Gehäuse stand. "Dann war das Ding gegessen, unsere taktische Konzeption über den Haufen geworfen", sagte Diedrich.

Kurz nach dem 0:2 bekamen die Zuschauer eine Situation mit Symbolwert geboten. Erfurts Trainer, der Ex-Zweitliga-Profi Piet Schönberg, beorderte seine Ersatzspieler vom Erwärmen auf die Bank zurück, Halles Coach dagegen schickte seine Reservisten zeitgleich los zum Dehnen. Die Botschaft von Erfurts Seite: Hier brennt nichts mehr an. Und beim VfL 96 war es die Warnung an die Akteure auf dem Rasen: Streckt euch, oder ihr werdet ausgewechselt. Was in der 70. Minute auch geschah - gleich dreifach.

Mehr als ein Versuch, den Schaden zu begrenzen, war diese Maßnahme jedoch nicht mehr. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte Erfurts Sebastian Hauck längst im Laufduell Halles Sascha Rode abgeschüttelt und den Ball per Schlenzer zum dritten Mal im VfL-Tor untergebracht (56. Minute).

Für die nächsten beiden Oberliga-Spiele bekommen die VfL-Fans ihre Elf nicht im Stadion am Zoo zu sehen. Am kommenden Sonntag geht es zum Schlusslicht Chemnitzer FC II, das sich auch noch nicht abgeschrieben hat. Und eine Woche später steigt das Nachbarschaftsduell bei Sachsen Leipzig.

Quelle: http://www.mz-web.de
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