05.09.2010 (MZ-Web) - Defizit an Klasse
Verfasst: Mo 6. Sep 2010, 08:37
Defizit an Klasse
von Christoph Karpe
Stefan Maruhn (Zweiter von rechts) und Benito Baez Ayala (rechts) stören
Torschütze Christian Reimann im Kopfball-Duell. (FOTO: ANDREAS HEINE)
HALLE/MZ. Auch nach einer Niederlage bewahrt ein Trainer Haltung, auch wenn es natürlich schwer fällt. Also marschierte Torsten Weber auf seinen Kollegen Michael Junker zu, gab ihm auf dem Rasen mit einem gefrorenen, gezwungenen Lächeln die Hand und sagte dazu ein paar Worte. Doch so recht freundlich war der Nachsatz zur obligatorischen Gratulation nicht, wie sich später aufklärte. "Ich hab ihm dann noch gesagt: ,Bring doch beim nächsten Mal gleich noch ein paar Profis mehr mit'", berichtete Weber. Es war purer Sarkasmus. Und der kam bei Junker auch so an: "Was soll ich machen, so ist nun mal das Geschäft", antwortete Jenas Coach und meinte die erlaubte Wettbewerbsverzerrung.
Zweifellos hat er recht. Aber Weber konnte die Einsicht in die Realität nicht trösten. 0:2 (0:1) hatte seine Mannschaft des VfL Halle 96 das Heimspiel der Fußball-Oberliga gegen die Reserve des FC Carl Zeiss Jena verloren. Den schmerzhaften Unterschied nannte der Trainer ohne Umschweife. Es war die individuelle Klasse auf Seiten der Thüringer: "Wir haben eben nur Spieler mit Oberliga-Niveau. Die Gäste hatten sich mit fünf Profis aus dem Team der dritten Liga verstärkt. Das merkst du einfach."
Genau jene Beobachtung hatten am Sonntag auch die 207 Zuschauer im Stadion am Zoo gemacht. Zum Beispiel vor dem 0:1 in der zehnten Minute. Nach einem Konter der Jenaer landete der Ball bei Christian Reimann, eigentlich Stürmer der ersten Mannschaft. VfL-Abwehrspieler Tobias Weber sprang der Ball bei einem etwas hüftsteifen Klärungsversuch ans Knie. Den Abpraller hämmerte Reimann aus fünf Metern und spitzem Winkel ins Netz. "Da sieht man, was so ein Mann drauf hat", sagte VfL-Mittelfeldspieler Nico Stein.
Nach 15-minütiger Schockstarre begann sich der VfL zu wehren. Neuzugang David Reich zeigte in seinem ersten Einsatz von Beginn an Regie-Qualitäten. Er leitete den schönsten Spielzug der 96er ein: Steilpass auf Patrick Selle, der legte den Ball perfekt Richtung Elfmeterpunkt zurück. Dort stand Stephan Neigenfink. Doch der schoss meilenweit am Tor vorbei (32.). Gleiches vollbrachte Stefan Maruhn in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Die besten Chancen des VfL waren dahin.
Weitere sollten nicht folgen - einmal abgesehen von einem Kopfball des eingewechselten Sascha Rode (81.), der Gäste-Keeper Tobias Antoni aber nicht vor Probleme stellte. Die Zeiss-Elf mit den Profis Tobias Kurbjuweit, Philipp Röpnack, Felix Holzner, René Eckhardt und Reimann beherrschten das Geschehen. Eckhardt verpasste das 0:2. Er traf nur den linken Pfosten des VfL-Tores (69.). Dies besorgte dann schließlich Hayri Sevimi (83.), zuvor eingewechselt und ebenso zum Drittliga-Kader zählend, mit dem Außenrist des rechten Fußes.
Weber haderte dagegen mit seinen Einwechselspielern. "Sie haben nicht ins Spiel gefunden und nur Unruhe in unsere Reihen gebracht." So offenbarte sich in Hälfte zwei das Defizit an Klasse umso deutlicher. "Wir haben den Ball erkämpft und sofort wieder hergegeben, entweder mit Fehlpässen oder durch verlorene Zweikämpfe. Das war nichts", sagte Nico Stein.
Zwei Punkte bleiben also die magere Saisonausbeute der 96er. Der nächste Gegner ist am kommenden Sonntag Erfurt II. Dessen Erste spielt ebenfalls in der dritten Liga, muss aber - anders als diese Woche Jena - am Samstag ebenfalls ran.
Quelle: http://www.mz-web.de
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von Christoph Karpe
Stefan Maruhn (Zweiter von rechts) und Benito Baez Ayala (rechts) stören
Torschütze Christian Reimann im Kopfball-Duell. (FOTO: ANDREAS HEINE)
HALLE/MZ. Auch nach einer Niederlage bewahrt ein Trainer Haltung, auch wenn es natürlich schwer fällt. Also marschierte Torsten Weber auf seinen Kollegen Michael Junker zu, gab ihm auf dem Rasen mit einem gefrorenen, gezwungenen Lächeln die Hand und sagte dazu ein paar Worte. Doch so recht freundlich war der Nachsatz zur obligatorischen Gratulation nicht, wie sich später aufklärte. "Ich hab ihm dann noch gesagt: ,Bring doch beim nächsten Mal gleich noch ein paar Profis mehr mit'", berichtete Weber. Es war purer Sarkasmus. Und der kam bei Junker auch so an: "Was soll ich machen, so ist nun mal das Geschäft", antwortete Jenas Coach und meinte die erlaubte Wettbewerbsverzerrung.
Zweifellos hat er recht. Aber Weber konnte die Einsicht in die Realität nicht trösten. 0:2 (0:1) hatte seine Mannschaft des VfL Halle 96 das Heimspiel der Fußball-Oberliga gegen die Reserve des FC Carl Zeiss Jena verloren. Den schmerzhaften Unterschied nannte der Trainer ohne Umschweife. Es war die individuelle Klasse auf Seiten der Thüringer: "Wir haben eben nur Spieler mit Oberliga-Niveau. Die Gäste hatten sich mit fünf Profis aus dem Team der dritten Liga verstärkt. Das merkst du einfach."
Genau jene Beobachtung hatten am Sonntag auch die 207 Zuschauer im Stadion am Zoo gemacht. Zum Beispiel vor dem 0:1 in der zehnten Minute. Nach einem Konter der Jenaer landete der Ball bei Christian Reimann, eigentlich Stürmer der ersten Mannschaft. VfL-Abwehrspieler Tobias Weber sprang der Ball bei einem etwas hüftsteifen Klärungsversuch ans Knie. Den Abpraller hämmerte Reimann aus fünf Metern und spitzem Winkel ins Netz. "Da sieht man, was so ein Mann drauf hat", sagte VfL-Mittelfeldspieler Nico Stein.
Nach 15-minütiger Schockstarre begann sich der VfL zu wehren. Neuzugang David Reich zeigte in seinem ersten Einsatz von Beginn an Regie-Qualitäten. Er leitete den schönsten Spielzug der 96er ein: Steilpass auf Patrick Selle, der legte den Ball perfekt Richtung Elfmeterpunkt zurück. Dort stand Stephan Neigenfink. Doch der schoss meilenweit am Tor vorbei (32.). Gleiches vollbrachte Stefan Maruhn in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Die besten Chancen des VfL waren dahin.
Weitere sollten nicht folgen - einmal abgesehen von einem Kopfball des eingewechselten Sascha Rode (81.), der Gäste-Keeper Tobias Antoni aber nicht vor Probleme stellte. Die Zeiss-Elf mit den Profis Tobias Kurbjuweit, Philipp Röpnack, Felix Holzner, René Eckhardt und Reimann beherrschten das Geschehen. Eckhardt verpasste das 0:2. Er traf nur den linken Pfosten des VfL-Tores (69.). Dies besorgte dann schließlich Hayri Sevimi (83.), zuvor eingewechselt und ebenso zum Drittliga-Kader zählend, mit dem Außenrist des rechten Fußes.
Weber haderte dagegen mit seinen Einwechselspielern. "Sie haben nicht ins Spiel gefunden und nur Unruhe in unsere Reihen gebracht." So offenbarte sich in Hälfte zwei das Defizit an Klasse umso deutlicher. "Wir haben den Ball erkämpft und sofort wieder hergegeben, entweder mit Fehlpässen oder durch verlorene Zweikämpfe. Das war nichts", sagte Nico Stein.
Zwei Punkte bleiben also die magere Saisonausbeute der 96er. Der nächste Gegner ist am kommenden Sonntag Erfurt II. Dessen Erste spielt ebenfalls in der dritten Liga, muss aber - anders als diese Woche Jena - am Samstag ebenfalls ran.
Quelle: http://www.mz-web.de
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