14.08.2010 (MZ-Web) - Elf vom Zoo ohne Glanz weiter

14.08.2010 (MZ-Web) - Elf vom Zoo ohne Glanz weiter

Beitragvon BengalOO » Sa 14. Aug 2010, 06:58

Elf vom Zoo ohne Glanz weiter
VON MICHAEL PIETSCH,

Bild
Die Bennstedter Robert Eiser (links) und Tilo Heuchert (rechts) blocken
den VfL-Angreifer Benito Ayala ab. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)


BENNSTEDT/MZ. Timo Lesch ist ein fairer Sportsmann, durch und durch. Eine Kostprobe dieser besonderen Qualität lieferte der 33 Jahre alte Stürmer des FSV Bennstedt am Freitag: Es läuft die dritte Minute der Nachspielzeit in der Landespokal-Partie gegen den VfL Halle 96. Der Ex-HFCer zielt aus gut 22 Metern so genau, dass Gäste-Torwart Marius Kansy den Ball mit seinen Fingerspitzen gerade noch an die Torlatte lenken kann. Von dort aus springt das Leder ins Tor-Aus. Es ist die letzte Aktion, denn Schiedsrichter Robert Päßler aus Wolfen pfeift sofort ab, lässt den Eckball nicht mehr ausführen.

Hätte Lesch nicht so genau Richtung Latte gezielt, sondern ins Tor getroffen - die Verlängerung wäre unausweichlich gewesen. Und die hätte angesichts der einbrechenden Dunkelheit und der fehlenden Tiefstrahler auf dem Sportplatz an der B 80 den Referee in Nöte gebracht. Aber wie gesagt: Lesch ist eben ein fairer Sportsmann.

Was letztlich zählt, ist der nackte Fakt: Der Fußball-Oberligist VfL 96 hat sich beim FSV Bennstedt mit 2:1 (0:0) durchgesetzt und damit das Achtelfinale erreicht. "Dass wir weiter an Details arbeiten müssen, ist ja klar. Wenigstens mussten wir uns nicht mehr durch die Verlängerung quälen wie der 1. FC Magdeburg in Ottersleben", sagte VfL-Trainer Torsten Weber. Die Erleichterung über den glücklichen, wenn auch verdienten Spielausgang, konnte er nicht ganz verbergen. Denn eine überzeugende Leistung bei einem zwei Klassen tiefer angesiedelten Gegner sieht anders aus. Vor der Oberliga-Begegnung am 22. August gegen Erzgebirge Aue II gibt es noch einiges zu tun für Weber und seine Schützlinge.

Zwar agierten die Hallenser optisch überlegen und gefällig, doch der entscheidende Pass kam viel zu selten beim Mitspieler an. Der Coach legte noch in Bennstedt den Finger auf die Wunde. "Wir spielen jetzt viel offensiver als vorige Saison, teilweise mit vier oder sogar fünf Mann vorn drin. Da öffnet man dem Gegner natürlich Räume", so Fußballlehrer Weber. "Mit 1:0 stehst du immer auf dünnem Eis." Für die Führung des klaren Favoriten hatte Robert Huth gesorgt. Quasi auf Ansage von Weber. Denn als der 96-Trainer, das magere 0:0 im Hinterkopf, aus der Pause kam, meinte er: "Stefan Neigenfink wird gleich zum ersten Tor auflegen." Weber sollte als Zweitjob Wahrsager werden. In der 50. Minute nutzte Robin Huth eine abgeblockte Ablage - von Neigenfink - zum 1:0.

Wer nun geglaubt hatte, das wars, sah sich getäuscht. Hatten in der ersten Halbzeit Torsten Liesenhoff (16., 18.) Lesch (19.) und der wieselflinke FSV-Mittelfeldspieler Robert Eiser (39.) im VfL-Torwart ihren Meister gefunden, legten die Bennstedter nun richtig nach. Bei Leschs Schuss (55.) musste Kansy nachfassen, 20 Minuten später war er machtlos: Nach einem Foul von Huth an David Gros verwandelte FSV-Kapitän Thilo Heuchert den Elfmeter souverän zum 1:1.

Und wie es in solch einer Situation besonders bei Pokalspielen ist, bekam der Außenseiter die zweite Luft. Immer wieder stießen die Freizeitkicker aus dem Saalekreis in die Lücken, die ihnen die Zoo-Elf bot. Während sich zu diesem Zeitpunkt die Miene bei Weber immer mehr verfinsterte, saß sein Pendant Silvio Uhlmann völlig entspannt auf der Bennstedter Bank. Er sah, wie seine Truppe plötzlich die Chance witterte, Pokalgeschichte zu schreiben.

Dass dies nicht passierte und der Oberligist letztlich seine Routine ausspielte, kam nicht unerwartet. Als der Referee nach einem Foul an Huth den Vorteil für die Hallenser laufen ließ, schaltete Mittelfeldmotor Nico Stein am schnellsten und schoss zum Siegtor ein (89.). "Trotzdem bin ich zufrieden", sagte Uhlmann vier Minuten später und ordnete die Partie auf seine Weise ein: "Es war heute ein guter Test für unser nächstes Landesligaspiel in Farnstädt." Timo Lesch brummte dagegen: "Schade, dieses blöde zweite Gegentor." Er hätte es ja noch ausbügeln können...


Quelle: http://www.mz-web.de
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