Steigt die nächste RB-Party?
Leipzig. RB-Coach Tino Vogel weiß, wie Fesseln gelöst werden, wann Beton bröckelt und die eigene Überlegenheit zum Tragen kommt: Mit einem frühen Törchen! Das wünscht sich der 40-jährige Fußball-Lehrer sehnlichst fürs Sonntag-Heimspiel gegen Aufsteiger VfL Halle (13.30 Uhr), der sein Outfit in den letzten fünf Partien von mausgrau auf bunt änderte.
RB gegen Halle, der Oberliga-Souverän empfängt den Überraschungs-Fünften. „Ein Spitzenspiel“, behauptete Vogel trotz der so unterschiedlichen Lebensentwürfe steif und fest, will damit den Blick der zur Lässigkeit neigenden Seinen schärfen. Spitzenspiel? Wer die Hallenser beim 0:0 in Leipzig-Leutzsch sah, wendete sich mit Grausen ab und war todsicher: Diese Rück- und Querpass-Experten sind in Bälde wieder dort, wo sie herkamen: eine Klasse tiefer. Der VfL schoss im KunzeSportpark einmal aufs Tor, packte die Maurer-Kelle aus, hatte mehr Glück als Verstand. Nach fünf Spielen hatte Halle vier Zähler, der Weg schien klar.
Fünf Partien später hat der Aufsteiger sensationelle 17 Punkte auf dem Konto, ist nach RB Leipzig (25) die Mannschaft der Stunde. Im Stadion am Bad werden die Aufmüpfigen, die zuletzt Borea Dresden 4:1 demontierten, aus der berühmt-berüchtigten „massierten Abwehr“ spielen. Wenn sich die VfL-Massage an den erwähnten Kick beim FC Sachsen anlehnt, dürfte den Zuschauer eine so genannte Bären-Nummer geboten werden. Die Rasenballer sitzen vorm Loch und brummen.
Gut, dass die Vogel-Fußballer gerade rechtzeitig eine neue Waffe entdeckt und beim 3:0 in Auerbach in Stellung gebracht haben: Das Verwerten von ruhenden Bällen, den Standardsituationen. In Auerbach hatten Daniel Rosin und Christian Reimann nach Eckbällen für die 2:0-Führung gesorgt, die zähe Angelegenheit aufgelockert. „Das ist auch eine Qualität einer Spitzenmannschaft“, stellt Vogel stolz fest.
Never change a winning team, lautet die Devise des Übungsleiters, der die Sieger vom Vogtland aufs Feld schicken wird. Dass sich Vogel in die Psyche seiner Männer versetzen kann, zeigt das Beispiel Robert Scannewin. Der Ex-Dresdner wandelte in Auerbach eine halbe Stunde lang neben den Schuhen, taumelte wenige Meter Luftlinie von der Trainerbank entfernt von einer Verlegenheit in die nächste.
Vertrauensbildende Maßnahme: Vogel wechselte „Scanne“ nicht aus. Der dankte mit einer guten zweiten Hälfte und darf auch am Sonntag wieder ran. Sprinter Jochen Höfler, der mit sechs Saisontoren gesetzt ist, kommt aus der 2. Liga (FSV Frankfurt), würde gerne wieder in diesen Sphären gegen den Ball treten. „Hier ist richtig was am Entstehen“, sagt Höfler, „wir wollen schnell nach oben.“
Nach der Herbstmeisterschaft und einem freudvollen Weihnachtsfest müssen die Rasenballer am 4. Januar wieder zum Training antreten. Vom 7. bis 13. Januar absolviert RB in Salzburg ein Ausdauer-Camp, unterzieht sich leistungsdiagnostischen Tests. Im andalusischen Chiclana (22. bis 29. Januar) wird der Feinschliff für die Rückrunde erfolgen. Testspiel-Highlight der Vorbereitung: Am 7. Februar spielt RB gegen Meuselwitz. Die Zipsendorfer spielen eine Klasse höher, müssen mangels Masse auf Leistungsdiagnostik und andalusische Sonne verzichten.
Quelle: http://www.lvz-online.de
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