Zwei junge Dachse eröffnen die Jagd auf den Platzhirsch
Der Aufsteiger VfL 96 absolviert die Vorbereitung mit drei Torleuten
VON MICHAEL PIETSCH, 21.07.09, 22:41h, aktualisiert 21.07.09, 22:42h
Drei Kandidaten für den Posten im Tor von Fußball-Oberligist VfL Halle 96: Rene Hartleib, Daniel Richter und Marius Kansy (von links nach rechts) wetteifern um den Status als Nummer Eins. (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)
HALLE/MZ. Auf der Großbaustelle VfL Halle 96 wird geklotzt, nicht gekleckert. Beim Fußball-Oberligisten ist Runderneuerung angesagt. Bis jetzt finden sich neun neue Gesichter im 25er Kader von Trainer Torsten Weber. Fakt: Die Mannschaft, die am 9. August gegen den 1. FC Gera aufläuft, wird eine neue sein. Der Kampf um die Stammplätze läuft - auch um die Position zwischen den Pfosten.
Dort versucht Daniel Richter, sein Reich zu verteidigen. Doch der Platzhirsch am Zoo bekommt es mit zwei ehrgeizigen jungen Dachsen zu tun: Der 21-jährige Marius Kansy und der drei Jahre ältere Rene Hartleib machen dem Oldie das Revier streitig. "Letzte Saison habe ich den Angriff von Sebastian Roßberger abgewehrt. Um Angst vor Konkurrenten zu haben, dafür bin ich zu alt. Ich spiele meine fünfte Saison für den VfL und war die letzten beiden Jahre die Nummer eins. Das soll auch so bleiben", sagt Richter. Als 33-Jähriger fühlt er sich im besten Torhüter-Alter. Und als ob er dies besonders beweisen will, gibt er im Training den Takt vor - auch mit dem ungeliebten Medizinball.
Probleme mit seinen Herausforderern hat Richter, der durch seine Arbeit als Physiotherapeut eingespannt ist und montags sogar nach dem Abendtraining seinem Job nachgeht, nicht. "Wir streiten um die Nummer eins, aber wir respektieren uns auch. Ich muss ja nicht mit Rene und Marius ausgehen", meint der Erfahrenste des Trios, der 1995 als vierter Mann hinter Maik Völkner, Stefan Bärwald und Thomas Gersching den HFC verließ. Über den 1. FC Weißenfels, FSV Bennstedt und SV Braunsbedra war er zum VfL gekommen. Berufsbedingt verschlug es ihn zwischenzeitlich zum SC Kapellen Erft - geholt von Ex-Gladbach-Profi Peter Wynhof. In diese Zeit fällt auch sein größtes Erlebnis: "Ich habe 2004 in Rio de Janeiro bei der Beach-Soccer-WM für Deutschland gespielt. Das war ein Traum."
Für den Test am Mittwoch beim FSV Bennstedt ist Richter nicht nominiert. "Jeder der Drei bekommt pro Woche einmal 90 Minuten Einsatzzeit. Daniel ist am Samstag gegen Thale dran", sagt Trainer Weber. Seine Chance bekommt am Mittwoch Rene Hartleib. Der in Benndorf wohnende Mann mit dem Piratentuch auf dem Kopf kam vom VfB Pößneck, durchlief zuvor die Nachwuchs-Abteilungen des 1. FC Magdeburg, des HFC und des VfL Wolfsburg. "Nebenbei spielte ich in Klostermansfeld auch Handball. Das lag daran, dass ich mit SCM-Spielern wie Christoph Theuerkauf, Silvio Heinevetter und Christian Sprenger befreundet bin und ab und zu mit ihnen trainierte", erzählt Hartleib. "Im Handballtor zu stehen, das schult die Reaktionsfähigkeit." Ein Kreuzbandriss unterbrach seine Karriere. Über FSV Hettstedt, VfB Sangerhausen und zuletzt Pößneck kämpfte sich Hartleib wieder heran. "Und jetzt will ich beim VfL 96 noch einmal angreifen."
Das hat auch Marius Kansy vor. Er ist nach vier Jahren beim FC Sachsen in seine Heimatstadt zurückgekehrt. "Dort ging es zuletzt schon recht turbulent zu", sagt Kansy, dessen Vater Reinhard Trainer beim FSV 67 ist. Kansy Junior, der wie seine Konkurrenten beim HFC das Fußball Abc erlernte, als C-Jugendlicher einen Abstecher zum VfB Leipzig wagte, studiert nun in Halle Sportwissenschaft und Soziologie. "Und beim VfL suche ich nochmal eine sportliche Herausforderung", meint er. "Wenn die Leistung stimmt, kann ich auch die Nummer eins werden."
Fest steht aber: Einer der drei Torhüter wird in den sauren Apfel beißen und bei der Reserve-Elf in der Landesklasse halten müssen.
Das Testspiel des VfL 96 beim FSV Bennstedt beginnt am Mittwoch 18.30 Uhr.
Quelle: http://www.mz-web.de
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