15.06.2009 (MZ-Web) - Vize weint Tränen der Enttäuschung

15.06.2009 (MZ-Web) - Vize weint Tränen der Enttäuschung

Beitragvon BengalOO » Mo 15. Jun 2009, 09:36

Vize weint Tränen der Enttäuschung
FC Grün-Weiß Piesteritz schafft gegen Stendal nur ein 1:1 - Halle 96 ist Meister
VON MICHAEL HÜBNER,

WITTENBERG/MZ. Gestandene Männer weinen hemmungslos. Beim FC-Mannschaftskapitän Heiko Wiesegart und bei Tobias Heede helfen keine tröstenden Worte, keine Urkunden, keine Medaillen. Dabei zeigen die Fans Größe im Augenblick der Niederlage. Sie feiern ihr Team, das mit dem 1:1 gegen Stendal den Oberliga-Aufstieg verpasst. Und Stadionsprecher Uwe Schreiber - beim Aufstieg in der Verbandsliga 1996 / 1997 Mannschaftsbetreuer - sagt es für alle noch einmal sehr deutlich: Auch der Vize-Meistertitel ist die bisher beste Platzierung der Volkspark-Elf in dieser Liga. Und das insgesamt 380. Verbandsliga-Punktspiel bleibt trotz alledem in der 90-jährigen Geschichte des Piesteritzer Fußballs ein denkwürdiges. Das unglaubliche Herzschlagfinale - der VfL Halle 96 muss in Eisleben den Vorsprung von einem Törchen verteidigen - lockte 1 150 Zuschauer ins Stadion. Auch das ist ein neuer Rekord. 900 kamen mal in dieser Klasse zum Derby gegen Gräfenhainichen. Doch das ist lange her.

Die Euphorie vor dem Anpfiff ist riesengroß. Die längste Anreise von 450 Kilometern hatten dabei die Mitglieder des gerade in Dortmund gegründeten neuen Fanklubs absolviert. "Wir haben das bisher alles im Internet verfolgt", sagt der Chef, Rony Blaschke. Und seine Mitstreiter zeigen stolz das T-Shirt mit der Aufschrift Oberliga-Meister 2009. "Ich freue mich schon auf den Tag, wenn die Piesteritzer die Dortmunder aus dem Signal-Iduna-Park schießen", sagt der 44-jährige, der zumindest die kulinarischen Vorlieben der Fußball-Größen dieser Welt kennt. Der Ex-Wittenberger ist Koch im Steigenberger Hotel direkt an der WM-Arena. Und so gibt es viel zu Erzählen, denn auf dem Rasen passiert zunächst nichts Aufregendes. Die Gastgeber spielen nicht wirklich einen guten Ball. Ferl spricht "von schlechtem Fußball". Von Oberliga-Niveau sind die Platzherren weit entfernt. Allerdings, Kampfgeist ist den Grün-Weißen nicht abzusprechen. Sie treffen aber auf einen Gegner, der vom internationalen Trainer-Fuchs Wolfgang Sandhowe, war unter Jupp Derwall Co-Trainer bei Galatasaray Istanbul, hervorragend eingestellt ist. Der Ex-Bundesliga-Profi (105 Spiele / 25 Tore) hat seit seinem Amtsantritt im Frühjahr die Stendaler wieder auf Erfolgskurs geführt. Das Team liegt nicht umsonst auf Rang drei der Rückrundentabelle, so Ferl. "Wenn uns in den ersten 20 Minuten ein Treffer gelungen wäre, läuft die Partie anders", ist sich sich der Übungsleiter, der Halle zum Titel gratuliert, sicher. Aber seine Elf, die mit nur zwei Stürmern aufläuft, erarbeitet sich kaum klare Chancen, schießt nur selten aufs Tor. Es gibt ein paar Ecken. Daniel Buchholz köpft einen solchen Standard neben das Gehäuse (5. Minute). Tobias Klier scheitert wenig später an Torwart Stephan Boy (10.). Der Angreifer, der wieder unermüdlich rackert, aber glücklos agiert, sagt später: "Ich hatte drei hundertprozentige Chancen, zwei muss ich machen." Die Gäste strahlen zunächst keine Torgefahr aus. Lediglich Michael Winkelmann prüft per Kopf Keeper Jan Lindemann (7.).

Zur Pause - Halle führt 1:0 - ist immer noch alles offen. Die Piesteritzer steigern sich nach dem Wechsel etwas, doch Chancen bleiben vorerst Mangelware. Und trotzdem wird gejubelt. Eisleben schafft den Ausgleich. Jetzt fehlt nur noch ein Treffer zum Oberliga-Aufstieg. Und dann passiert es wirklich: Ein unglückliches Handspiel von Maik Stach bestraft Schiedsrichter Maik Bachmann (Rehmsdorf) mit Elfmeter. Ein Fall für Ladislav Stefke. Und der Mann, der bisher alle Strafstöße für Piesteritz verwandelt hat, zeigt erneut keine Nerven: 1:0 (77.). Der FC Grün-Weiß ist in diesem Moment - 13 Minuten vor dem Saisonende - Meister und Aufsteiger. Der Live-Ticker, von den Anhängern beider Teams organisiert, bricht zusammen. (Anm.: Sorry, aber anfeuern war in dem Moment wichtiger. Danke trotzdem für die Kenntnisnahme des Tickers.)Doch zum Glück übertragt ein Radiosender in einer Konferenzschaltung live. Denn jetzt überschlagen sich in beiden Lutherstädten die Ereignisse. Und der Tor-Jubel der Fans im Volkspark ist noch gar nicht beendet, da geht Halle wieder in Führung. Die Freude in Grün-Weiß dauert exakt 120 Sekunden, und schon wieder sind die Platzherren in der Vorfolgerrolle. Es wird alles riskiert und jetzt gibt es die großen Möglichkeiten. Wellington scheitert aus Nahdistanz an Boy (85.).

Im Gegenzug erhält der Kontrahent einen Freistoß. Die Zuschauer halten den Atem an. Im vollen Stadion, in der fast die gesamte Zeit tolle Stimmung herrscht, ist es mucksmäuschenstill. Der Standard scheint abgewehrt, da staubt nach einem Abwehrfehler Daniel Gassel doch noch zum 1:1 ab (86.). Die ersten Zuschauer gehen, doch die Volkspark-Elf gibt nun richtig Gas. Aber Daniel Schwibbe trifft in aussichtsreicher Position den Ball nicht, schlägt ein Luftloch (88.). Die Chance von Kevin Gerstmann ist sogar noch größer. Doch statt in die Mitte abzuspielen - gleich zwei Mitspieler stehen völlig frei - wagt er das Duell mit dem Keeper und verliert (89.). Und schließlich kratzt Jörn Schulz nach einem Gewühl im Strafraum den Ball gerade noch so von der Linie (90.). "Wenn du aufsteigen willst, musst du mehr machen", sagt der Stendaler Winkelmann. Halle - und ist der Unterschied an diesem Tag - trifft im Schluss-Spurt, gewinnt 3:1 und ist damit der 19. Meister des Landes Sachsen-Anhalt und das nicht ganz unerwartet, schließlich ist der VfL Halle 96 an 27 Spieltagen der Tabellenführer. Die Piesteritzer, die nur vor zwei Wochen mal ganz vorn standen, schaffen den Sprung auf Rang zwei in der Ewigen-Tabelle der Verbandsliga hinter Wolfen.

"Wir werden im nächsten Jahr wieder vorn mit mischen", sagt Ferl, hat aber Zweifel, ob sich solch eine große Chance zum Oberliga-Aufstieg wiederholen wird.

Piesteritz: Lindemann, Luis (58. Witt), Buchholz, Heede (52. Marc Richter), Wellington, Gerstmann, Naujoks (70. Schwibbe), Schüler, Klier, Wiesegart, Stefke


Quelle: http://www.mz-web.de
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