In der Verbandsliga fallen alle Spiele des SV Dessau 05 aus der Wertung
VON KARL EBERT,
Die eigentlichen sportlichen Gewinner um die halleschen Spieler Mark Jonekeit
(links) und Christian Sund (3. von links) sind ebenso Verlierer wie die Dessauer
Spieler um Christian Hildebrandt (2. von rechts). (FOTO: ANDREAS LÖFFLER)
HALLE/MZ. Ab Dienstag wird die Tabelle der Fußball-Verbandsliga (6. Liga) ein völlig neues Gesicht haben. "Das Präsidium des Landesverbandes und der Spielausschuss werden einen Beschluss fassen, wonach der SV Dessau 05 als erster Absteiger an das Tabellenende gesetzt wird und alle Spiele aus der Wertung fallen", sagt Verbandspräsident Werner Georg. "Für die Dessauer geht es im nächsten Jahr in der Landesliga weiter."
Gegen den SV Dessau 05 war am Freitag das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Vor dem Training am gleichen Tag hatten 05-Präsident Burker-Wieland Jüngling und Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus der Mannschaft erklärt, dass damit alle Verträge mit Spielern und Trainern gekündigt sind. Daraufhin beschloss die Mannschaft, zur Sonntags-Partie bei Grün-Weiß Piesteritz nicht mehr anzutreten (MZ berichtete).
"So ein Rückzug mitten in der Saison hat immer einen bitteren Beigeschmack. Es gibt Gewinner und Verlierer, wenn die Punkte aus der Wertung genommen werden", erklärt Georg. Zu den Verlierern in der bereinigten Tabelle gehört Spitzenreiter VfL Halle 96. Der hatte am Wochenende einen fast vorentscheidenden Vorsprung von sieben Punkten. Jetzt fallen die beiden Siege gegen Dessau durch das Sieb. Entsprechend ist die Reaktion: "Selbst wenn der Landesverband so entscheiden muss: Die Annullierung der Dessauer Spiele ist eine Verzerrung des Wettbewerbs", sagt Halles Trainer Torsten Weber.
Die Gewinner sind der MSV Eisleben und Union Sandersdorf, die den Saalestädtern nun mit nur zwei Zählern Rückstand wieder im Nacken sitzen. "Es ist schade, dass während der Saison ein Verein auf diese Weise ausscheidet. Aber wenn sich uns dadurch eine neue sportliche Chance eröffnet, wollen wir diese auch nutzen", erklärt der Sandersdorfer Abteilungsleiter Wolfgang Lattauschke.
Am Tabellenende hat sich der Abstand des BSV Ammendorf auf die Abstiegsplätze von sechs auf neun Punkte vergrößert. Der große Verlierer ist der TSV Völpke, dem sechs Punkte abgezogen werden und der aus dem Aufstiegsrennen auszuscheiden droht.
In einer ähnlich schwierigen Situation wie die Dessauer befinden sich die Regionalligisten FC Sachsen Leipzig und VfB Lübeck. Sachsen-Präsident Winfried Lonzen hat den Insolvenzantrag am 4. März eingereicht. Dort ist der Verwalter noch in Verhandlungen mit den Gläubigern, das Verfahren nicht eröffnet. Der VfB Lübeck wiederum ist das Beispiel dafür, wie die Entschuldung laufen kann. Der VfB befindet sich seit knapp einem Jahr im Insolvenzverfahren. Er war damals Zwangsabsteiger von der dritten in die vierte Liga. Es drückte ein Schuldenberg von vier Millionen Euro.
Nach Aussage des Insolvenzverwalters Mark Zeuner ist der VfB wieder "im ruhigen Fahrwasser". Mit dem Deutschen Fußball-Bund sei geklärt, "dass das laufende Insolvenzverfahren kein Hindernis für eine weitere Zulassung in der Regionalliga darstellt". Wie lang der Weg bis zur Entschuldung ist, konnte auch Zeuner nicht sagen. "Der Verein wird aus der Insolvenz entlassen, wenn er so weit konsolidiert ist, dass er ohne den Schutzschirm, den das Insolvenzrecht bietet, unabhängig bestehen kann." Wie in Lübeck ist auch in Dessau noch Insolvenzmasse vorhanden, so dass das Verfahren eröffnet und die Liquidation des Vereins verhindert werden konnte.
Unabhängig vom Fall Dessau will Georg das Thema Vereins-Insolvenz und die sportlichen Folgen für andere Vereine noch einmal auf die Tagesordnung setzen. "Aber zuvor muss ich erst mit Leuten reden, die sich damit auskennen."
Quelle: http://www.mz-web.de
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