12.11.2008 (MZ-Web) - Sport mit dicker Brieftasche
Verfasst: Do 13. Nov 2008, 01:46
Sport mit dicker Brieftasche
Das private Haushaltsbuch hat ein gewichtiges Wort beim Besuch von Sportveranstaltungen
VON GOTTFRIED SCHALOW, 12.11.08,
HALLE/MZ. Daniel Bachmann hat ein Problem. Er ist Eishockey-Fan und sitzt mit seiner Jahres-Dauerkarte jede Woche bei den Heimspielen seiner Saale Bulls. Im Prinzip interessiert er sich jedoch genauso für alle anderen Ballsportarten und würde wenigstens ab und an auch mal zum HFC, zum Handball oder Basketball gehen. Doch da sind ihm finanzielle Grenzen gesetzt, jeder weitere Besuch einer Sportveranstaltung würde zwangsläufig zur Streichung eines wichtigen Postens im privaten Haushaltsbuch führen. Für die Dauerkarte hat er auf seinem Sitzplatz in der Eissporthalle 265 Euro hingelegt, auf den Monat heruntergerechnet sind das bei durchschnittlich vier Heimspielen 40 Euro. Ein HFC-Heimspiel auf einem Sitzplatz auf der Haupttribüne würde mit weiteren zehn Euro zu Buche schlagen. Weitere sieben Euro wären bei den Union-Handball-Frauen fällig, jeweils sechs Euro bei den Handball-Männern von Einheit oder bei den Lions vom Frauen-Basketball. Nimmt er ab und an auch noch mal seine Freundin mit und leistet sich dazu noch eine Bratwurst oder ein Bier, sind jeden Monat rundgerechnet um die 150 Euro weg, Haushaltbuch und Brieftasche schreien aua. Ist der Besuch von Sportveranstaltungen bald ein Luxusvergnügen?
Die Sportvereine bemühen sich allesamt, von moderaten Preisen zu reden. "Wir decken damit gerade mal die anfallenden Betriebskosten für die Halle ab und die bezahlen davon noch die Schiedsrichter", sagt Union Halle-Neustadts Geschäftsführer Burkhard Gräßler und betont, dass man für diese Saison die Preise nicht angehoben hat, obwohl es allen Grund dafür gegeben hätte. "Alles wird teurer. Strom, Heizung, die Rechnung bekommen wir präsentiert."
Von gestiegenen Kosten kann auch der HFC in seinem maroden Kurt-Wabbel-Stadion ein Lied singen. Noch vor vier Jahren gab's den begehrten Sitzplatz auf der Haupttribüne für drei Euro weniger, lediglich für die vier damaligen Top-Spiele gegen Jena, Magdeburg, Zwickau und Sachsen Leipzig musste noch ein weiterer Euro draufgelegt werden.
Ob nun moderat oder nicht: Noch ist der Fan geneigt, für sein wochenendliches Privatvergnügen tief in die Brieftasche zu greifen. Über 1 000 Zuschauer im Schnitt freuen sich der HFC und die Saale-Bulls, um die 500 Fans begrüßt Einheit regelmäßig, 250 sind Stammgäste bei Union und bei den Lions ist durch den gegenwärtigen Spitzenplatz in der Bundesliga sogar ein Zuwachs bei den einstmals handverlesenen 150 treuen Fans erkennbar. "Wir wissen aber, das wir mit weiteren Preiserhöhungen die Belastbarkeitsgrenze unserer Fans erreichen", sagt Vorstandsmitglied Frank Paulat von Einheit Halle und hat nach neuen Wegen für Spitzensport zu bezahlbaren Preisen gesucht.
Ein erster und völlig neuer Ansatz wurde mit dem Handball-Doppelspieltag an diesem Wochenende gefunden. Andere Vereine suchen nach anderen Lösungen, um die inflationäre Preisentwicklung nicht jedes Mal zu den treuen Fans umzuleiten - zum Beispiel die angedachte Kooperation bei der Sponsorensuche für die eigentlich wesensfremden Sportarten Eishockey und Galopprennsport (MZ berichtete).
Quelle: http://www.mz-web.de
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Das private Haushaltsbuch hat ein gewichtiges Wort beim Besuch von Sportveranstaltungen
VON GOTTFRIED SCHALOW, 12.11.08,
HALLE/MZ. Daniel Bachmann hat ein Problem. Er ist Eishockey-Fan und sitzt mit seiner Jahres-Dauerkarte jede Woche bei den Heimspielen seiner Saale Bulls. Im Prinzip interessiert er sich jedoch genauso für alle anderen Ballsportarten und würde wenigstens ab und an auch mal zum HFC, zum Handball oder Basketball gehen. Doch da sind ihm finanzielle Grenzen gesetzt, jeder weitere Besuch einer Sportveranstaltung würde zwangsläufig zur Streichung eines wichtigen Postens im privaten Haushaltsbuch führen. Für die Dauerkarte hat er auf seinem Sitzplatz in der Eissporthalle 265 Euro hingelegt, auf den Monat heruntergerechnet sind das bei durchschnittlich vier Heimspielen 40 Euro. Ein HFC-Heimspiel auf einem Sitzplatz auf der Haupttribüne würde mit weiteren zehn Euro zu Buche schlagen. Weitere sieben Euro wären bei den Union-Handball-Frauen fällig, jeweils sechs Euro bei den Handball-Männern von Einheit oder bei den Lions vom Frauen-Basketball. Nimmt er ab und an auch noch mal seine Freundin mit und leistet sich dazu noch eine Bratwurst oder ein Bier, sind jeden Monat rundgerechnet um die 150 Euro weg, Haushaltbuch und Brieftasche schreien aua. Ist der Besuch von Sportveranstaltungen bald ein Luxusvergnügen?
Die Sportvereine bemühen sich allesamt, von moderaten Preisen zu reden. "Wir decken damit gerade mal die anfallenden Betriebskosten für die Halle ab und die bezahlen davon noch die Schiedsrichter", sagt Union Halle-Neustadts Geschäftsführer Burkhard Gräßler und betont, dass man für diese Saison die Preise nicht angehoben hat, obwohl es allen Grund dafür gegeben hätte. "Alles wird teurer. Strom, Heizung, die Rechnung bekommen wir präsentiert."
Von gestiegenen Kosten kann auch der HFC in seinem maroden Kurt-Wabbel-Stadion ein Lied singen. Noch vor vier Jahren gab's den begehrten Sitzplatz auf der Haupttribüne für drei Euro weniger, lediglich für die vier damaligen Top-Spiele gegen Jena, Magdeburg, Zwickau und Sachsen Leipzig musste noch ein weiterer Euro draufgelegt werden.
Ob nun moderat oder nicht: Noch ist der Fan geneigt, für sein wochenendliches Privatvergnügen tief in die Brieftasche zu greifen. Über 1 000 Zuschauer im Schnitt freuen sich der HFC und die Saale-Bulls, um die 500 Fans begrüßt Einheit regelmäßig, 250 sind Stammgäste bei Union und bei den Lions ist durch den gegenwärtigen Spitzenplatz in der Bundesliga sogar ein Zuwachs bei den einstmals handverlesenen 150 treuen Fans erkennbar. "Wir wissen aber, das wir mit weiteren Preiserhöhungen die Belastbarkeitsgrenze unserer Fans erreichen", sagt Vorstandsmitglied Frank Paulat von Einheit Halle und hat nach neuen Wegen für Spitzensport zu bezahlbaren Preisen gesucht.
Ein erster und völlig neuer Ansatz wurde mit dem Handball-Doppelspieltag an diesem Wochenende gefunden. Andere Vereine suchen nach anderen Lösungen, um die inflationäre Preisentwicklung nicht jedes Mal zu den treuen Fans umzuleiten - zum Beispiel die angedachte Kooperation bei der Sponsorensuche für die eigentlich wesensfremden Sportarten Eishockey und Galopprennsport (MZ berichtete).
Quelle: http://www.mz-web.de
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